Es war ein packendes Duell, indem die Gladbacher kurz vor Schluss zu einem nicht mehr für möglich gehaltenen Unentschieden kamen, während der HSV einen verdienten und sicheren Sieg wegschmiss. Ein Rückblick.
Taktische Grundausrichtung
Gladbachs Trainer Lucien Favre stellte nach dem 1:1 gegen Bayer Leverkusen zweimal um. Brouwers und Cigerci blieben draußen, Hanke und Alvaro Dominguez spielten stattdessen. Dies hatte auch eine taktische Umstellung zur Folge.
Anders als in den vergangenen Wochen agierte Gladbach nun wieder in dem 4-2-2-2 System der Vorsaison. Favre ging somit weg vom 4-2-3-1 mit dem kompakten Mittelfeld. Mike Hanke agierte in einer tieferen Rolle als hängender Stürmer beizeiten, während de Jong in vorderster Front agierte und sehr variabel agierte und sich oft nach links fallen ließ um Raum in Zentrum zu schaffen.
Ansonsten waren die Rollen im Gladbacher Flügelspiel klar verteilt: Arango und Hermann rochierten auf den Flügeln, hatten jedoch jeder ihre Funktion. Arango zog zumeist nach Innen und suchte den Pass ins Zentrum. Nur selten, dreimal, griff er zu einem langen Diagonalball. Ebenfalls selten arbeitete er in der eigenen Hälfte mit nach hinten, die meisten Zweikämpfe wurden höhe der Mittellinie bestritten. Hermann hingegen hielt rechts die Linie und sollte so für Breite im Gladbacher Spiel sorgen. Diese war aufgrund von Arangos inverser Spielweise nämlich begrenzt. Somit verwunderte es auch nicht, dass Hermann keinen Torschuss verzeichnete, stattdessen aber vier Flanken auf seinem Konto verbuchen konnte, während Arango nur einmal flankte aber auf zwei Torschüsse kam.
Im zentralen Gladbacher Mittelfeld waren die Rollen auch klar verteilt: Xhaka ging mit, Nordtveit sicherte ab. Der Norweger spielte nur selten einen Ball nach vorne, die meisten seiner Pässe wurden seitwärts oder nach hinten geschoben. So verwunderte es auch nicht, dass er eine Passquote von 90 Prozent hatte. Der Schweizer Xhaka spielte mehr risikobetont in seinem Spiel und versuchte das Spiel auf die Außen zu verlagern mit seinen Pässen. Er war mehr ein klassischer Achter, während Nordtveit ein klassischer Sechser war.
In der Gladbacher Verteidigung gab es ebenfalls klare Aufteilungen. In der Innenverteidigung sollte Dominguez für die Spieleröffnung sorgen während Stranzl ungern diese Rolle bekleiden sollte. Dominguez war in seiner Spieleröffnung sehr linkslastig und suchte in fast jeder Situation den kurzen Pass - ein Merkmal des Favreschen Konzeptes.
Die Gladbacher Außenverteidiger waren (wie immer zu) defensiv in ihrer Auslegung. Jantschke war etwas offensiver als Daems, doch beide sicherten generell mehr ab und waren für Rückpässe anspielbar als das man sie als Hilfe im Angriffsspiel bezeichnen konnte. So spielten die beiden in der gesamten Begegnung gerade mal 11 Pässe tief in der gegnerischen Hälfte. Ein Grund hierfür ist dass beide Außenverteidiger technisch eher schwach sind und somit zu viele Ballkontakte, und zu viel Zeit, brauchen bevor sie den Ball unter Kontrolle haben.
Hamburger SV
HSV Trainer Torsten Fink wechselte im Gegensatz zur Vorwoche nicht - was nach einem 3:2 Sieg gegen den amtierenden deutschen Meister allerdings auch nicht zu erwarten war.
Nominell lief man in einem 4-2-3-1 System auf, dieses war jedoch sehr flexibel. Wenn zum Beispiel denkt, dass der Lette Rudnevs ein klassischer Strafraumstürmer ist sieht man sich getäuscht. Die meisten seiner Pässe spielte er nämlich auf dem Flügel, genau wie seine Sprints Richtung Seitenlinie tendierten, da er oft wieder nach Außen auswich. Trotzdem war Rudnevs auch oft im Zentrum zu finden - hier erzielte er kurz vor der Pause auch seinen ersten Bundesliga-Treffer.
Nominell hinter Rudnevs lief van der Vaart auf. Der Holländer war jedoch wie schon gegen Dortmund überall zu finden. Die meisten seiner Zweikämpfe bestritt er so zum Beispiel auf dem rechten Flügel, die meisten seiner Pässe spielte er eher aus dem zentralen Mittelfeld und sein Tor erzielte er von der linken Strafraumkante. Seine Rolle kann somit am besten mit der eines freien Zehners beschrieben werden.
Auf den Flügeln gab es beim Hamburger SV klarere Tendenzen zu erkennen: Son hielt die Linie Rechts und versuchte selten in die Mitte zu ziehen während Ilicevic zumeist in die Mitte zog und selten auf der linken Außenbahn zu finden war.
Im zentralen Mittelfeld baute der HSV mit Arslan und Badelj auf zwei ballsichere Spieler. Beide Spieler agierten eher defensiv, es gab keine klare Aufgabenverteilung wie bei den Gladbachern. Der HSV spielte eher mit zwei Achtern anstatt mit einem Sechser und einem Achter wie die Gladbacher. Auffallend war jedoch, dass Badelej eher die zentralen Räume absicherte, während Arslan oft auf den Flügeln in die Zweikämpfe ging. Was das Offensivspiel anging gab es ebenfalls keine klare Rollenaufteilung. Beide spielten ca. gleich viele Pässe, Badelj 61 Arslan 59. Der Kroate glänzte hier mit einer Passquote von sage und schreibe 98 Prozent. Und anders als Arslan, der viele Pässe quer schob, spielte der Kroate die meisten Pässe "vorwärts". Es ist zu erkennen wieso der Hamburger SV diesen Mann unbedingt verpflichten wollte, da er sowohl Stabilität im Defensivverbund hinzufügt, aber auch im Offensivspiel Qualitäten hat, anders als zum Beispiel ein David Jarolim in der Vorsaison.
In der Verteidigung gab es auch einige interessante taktische Komponenten zu betrachten. Westermann und Mancienne spielten ihre Pässe in fast allen Situationen entweder zum jeweiligen Innenverteidiger-Nebenmann oder suchten den Außenspieler auf ihrer Seite. Für Westermann war dies die linke Seite, für Mancienne die rechte. Westermann war in seinem Spiel riskanter und versuchte öfters den Ball auch tiefer auf die Gladbacher Flügel zu schlagen, während Mancienne kaum Pässe über die Mittellinie spielte.
Die Hamburger Außenverteidiger agierten nach einem interessanten Schema. Diekmeier war nämlich höher postiert als Jansen, wenn der HSV den Ball hatte. Dies hing damit zusammen, dass das Spiel enorm rechtslastig, aus HSV-Sicht, ergo die Gladbacher sehr linkslastig agierten. Dies erklärt auch, dass Jansen sehr oft "zentral" zu finden war. In den Angriffbemühungen unterschieden sie sich trotzdem sehr. Jansen suchte oft die Flanke-was damit zusammenhing das er Außen oft alleine stand, da Ilicevic so zentral agierte -während Diekmeier nur ein einziges Mal flankte und seine Rolle darauf beschränkt war Son zu helfen.
Schauen wir nun auf einige Problemstellungen dieser Begegnung.
Gladbachs problematische Spieleröffnung
Schauen wir nun auf einige Problemstellungen dieser Begegnung.
Gladbachs problematische Spieleröffnung
Dieses Problem wurde hier schon beim Spiel gegen Fortuna Düsseldorf angesprochen und machte sich auch im Duell mit dem HSV wieder geltend: Es fehlt sowohl an der Breite im Gladbacher Spiel als auch an der richtigen Aufgabenverteilung.
Das Problem mit der Breite wurde schon erwähnt. Arango zieht zumeist in die Mitte, die linke Außenbahn ist somit verwaist, da Daems zu defensiv agiert. Rechts ist die Balance besser da Hermann die Linie hält, da Jantschke ihn aber kaum unterstützt - zum Beispiel indem er Hermann hinterläuft - ist es für die Hamburger leicht eine Überzahlsituation zu schaffen.
Ein anderes Problem ist dass Xhaka zu tief agiert und man somit im Mittelfeld immer in Unterzahl agiert. Weit mehr als die Hälfte seiner Pässe spielte der Schweizer aus der eigenen Hälfte und fehlt somit weiter vorne um das Offensivspiel anzukurbeln.
Die Frage ist wieso er die Aufgabe des tiefen Spielmachers nicht einfach dem Spanier Alvaro Dominguez überlässt? Dieser verfügt über eine gute Spieleröffnung und wurde genau für diese Rolle verpflichtet. Dann könnte Xhaka weiter aufrücken und in gefährlichere Bereiche vordringen. Dies tat er gegen den 1. FC Nürnberg - sein bisher bestes Spiel im Gladbacher Trikot.
Auch ein anderes Mittel benutzen die Gladbacher viel zu selten: Seitenwechsel. Der HSV verschob sehr langsam, somit hätte man mit einem Seitenwechsel das Spiel öffnen können und brenzlige Situationen heraufbeschwören können. Dieses Mittel kamen jedoch viel zu selten obwohl man mit Xhaka, Dominguez und Arango über Spieler verfügt, die diese Pässe spielen können.
Der HSV in dieser Saison lauffreudiger
In der Vorsaison waren die Hamburger noch die lauffaulsten Spieler der Liga - dies hat sich mittlerweile geändert. Gegen die Gladbacher lief man 123 Kilometer, eine sehr starke Zahl. Natürlich muss man hier auch bedenken, dass es nicht unbedingt auf die Kilometerzahl ankommt, sondern darauf, dass man die richtigen Laufwege hat, gut im Raum steht, etc. Allerdings muss man bei den Hamburgern notieren, dass sie sowohl mehr laufen als auch "besser" laufen in dieser Saison. Eine Laufsteigerung von zwölf Kilometern im Vergleich zur Vorsaison ist generell auch nur positiv hervorzuheben.
Gladbach zu ungestüm in den Zweikämpfen
Lucien Favre muss an der Seitenlinie Tobsuchtsanfälle bekommen haben, denn die Gladbacher agierten viel zu ungestüm in den Zweikämpfen. Einige Beispiele:
Bei Rudnevs Chance in der 11. Minute ging Alvaro Dominguez vollkommen unnötig in die Grätsche. Da er den Ball nicht ausreichend klären konnte gab es ein große Möglichkeit für den Letten.
Vor dem Eckball, der in dem Gladbacher Ausgleichstreffer resultierte, sprang Daems Westermann unnötigerweise in den Rücken und konnte froh sein, dass es statt Eckball Gladbach nicht Freistoß HSV gab.
Xhaka grätschte in der 60. Spielminute Rene Adler um und das mit der Fußsohle zuerst. Gelb war vertretbar, auch wenn es dunkelgelb war. Fünf Minuten späte das nächste harte Foul vom Schweizer. Zu diesem Zeitpunkt spielte Gladbach schon in Unterzahl und es war töricht von Xhaka so in Zweikämpfe im gegnerischen Strafraum und Mittelfeld zu gehen.
Der HSV nicht abgewichst genug
Nach der erneuten Führung durch Rudnevs und dem Platzverweis für Stranzl agierte der Hamburger SV 35 Minuten in Überzahl gegen einen angeknockten Gegner. Doch weder van der Vaart per Elfmeter noch Ilivevic in einer drei gegen eins Kontersituation konnten für die Entscheidung sorgen. Auch als Gladbach in der Schlussphase mehr riskierte, dazu mehr unter Auswechslungen, konnte die Norddeutschen nicht den entscheidenden Nadelstich setzen. So spielte man sich in den 35 Minuten Überzahl keine zwingende Torchance raus.
Im Gegenteil gab man Gladbach eine Freistoßmöglichkeit in der Nachspielzeit in einer Situation, wo die Hamburger vier gegen eins standen und trotzdem zu einem dummen Foul griffen. Dieses Foul von Ilicevic, nachdem Marcel Jansen übermotivierterweise unbedingt bei einem Angriff mit nach vorne gehen musste, ermöglichte erst den Freistoß, der zum Ausgleich führte.
Schon in der 76. Minute hatte Arslan den Gladbachern eine Freistoßmöglichkeit geschenkt, als er 20 Meter vor dem Tor ein unnötiges Foul beging und Arango den anschließenden Freistoß ins Außennetz schoss.
Auswechslungen
Beide Teams nutzen ihr Auswechselkontingent, jedoch auf unterschiedliche Weise. Dies hing mit dem Verlauf des Spiels zusammen.
Favre wechselte kurz nach der roten Karte für Stranzl und brachte Cigerci für de Jong. Gladbach agierte nun in einer 4-4-1 Formation. Nordtveit rückte in die Innenverteidigung neben Dominguez, Cigerci übernahm dafür die Position des Norwegers im zentralen Mittelfeld und Mike Hanke agierte als einzige Spitze. Cigerci interpretierte seine Rolle jedoch anders als der Norweger und agierte höher und rechtslastiger als Nordtveit es getan hatte.
Der zweite Wechsel war verletzungsbedingt. Hrgota ersetze Hermann auf der rechten Außenbahn. Dies war ein interessanter Wechsel da der Schwede seine Rolle auf der rechten Außenbahn anders interpretierte. Dies hing natürlich damit zusammen, dass Gladbach zu diesem Zeitpunkt einem Rückstand hinterher lief. Hrgota wechselte zwischen der rechten Außenbahn und dem Sturmzentrum, wo er versuchte Hanke zu unterstützen. Seine Rolle änderte sich mit Gladbachs drittem Wechsel.
Favres letzte Trumpfkarte war eine überraschende. Der Schweizer ist nicht unbedingt dafür bekannt sein System groß zu verändern, doch in der 77. Minute tat er es. Er löste die Viererkette auf indem er Jantschke auswechselte, meiner Meinung nach viel zu spät denn dieser war mit Abstand der schlechteste Mann auf dem Platz (und sah bei beiden Gegentreffern schlecht aus und mitverschuldete auch den Elfmeter), de Camargo kam. Gladbach agierte nun in einer 3-4-2 Formation. Die Dreierkette bestand aus Nordtveit, Dominguez und Daems während Hrgota nun mehr die Linie rechtsaußen hielt und man vorne mit de Camargo und Hanke über zwei klassische Stürmer verfügte.
Die Wechsel beim HSV hingegen waren konservativer-und übrigens die selben wie gegen Dortmund in der Vorwoche, nur in unterschiedlicher Reihenfolge.
Nach 76. Minuten kam Berg für Rudnevs und somit ein neuer Stürmer. Der Schwede war kaum Teil des Spiels, verlor 75 Prozent seiner Zweikämpfe und verlor beim Gladbacher Ausgleich zum 2:2 seinen Gegenspieler Dominguez aus den Augen.
Der zweite Hamburger Wechsel war sowohl einer, der Zeit bringen sollte als auch van der Vaart huldigen sollte. Für ihn kam Sala und somit auch ein defensivstärkerer Spieler für die Zentrale. Da Gladbach noch Ausglich war van der Vaart aufgrund seines verschossenen Elfmeters allerdings auch eher ein tragischer Held.
Der dritte Hamburger Wechsel war Beister für Ilicevic. Dieser war sowohl eine Reaktion auf den Gladbacher Ausgleich, ein frischer dribbelstarker Spieler für einen ausgelaugten Dribbler, und in meinen Augen auch ein Wink mit dem Zaunpfahl von Fink gegenüber Ilicevic der vollkommen unnötig den Freistoß vor dem Gladbacher Ausgleich begangen hatte.
Werfen wir nun zum Abschluss einen Blick auf die Treffer und einige der strittigen Situationen.
Tore
Gladbach zu ungestüm in den Zweikämpfen
Lucien Favre muss an der Seitenlinie Tobsuchtsanfälle bekommen haben, denn die Gladbacher agierten viel zu ungestüm in den Zweikämpfen. Einige Beispiele:
Bei Rudnevs Chance in der 11. Minute ging Alvaro Dominguez vollkommen unnötig in die Grätsche. Da er den Ball nicht ausreichend klären konnte gab es ein große Möglichkeit für den Letten.
Vor dem Eckball, der in dem Gladbacher Ausgleichstreffer resultierte, sprang Daems Westermann unnötigerweise in den Rücken und konnte froh sein, dass es statt Eckball Gladbach nicht Freistoß HSV gab.
Xhaka grätschte in der 60. Spielminute Rene Adler um und das mit der Fußsohle zuerst. Gelb war vertretbar, auch wenn es dunkelgelb war. Fünf Minuten späte das nächste harte Foul vom Schweizer. Zu diesem Zeitpunkt spielte Gladbach schon in Unterzahl und es war töricht von Xhaka so in Zweikämpfe im gegnerischen Strafraum und Mittelfeld zu gehen.
Der HSV nicht abgewichst genug
Nach der erneuten Führung durch Rudnevs und dem Platzverweis für Stranzl agierte der Hamburger SV 35 Minuten in Überzahl gegen einen angeknockten Gegner. Doch weder van der Vaart per Elfmeter noch Ilivevic in einer drei gegen eins Kontersituation konnten für die Entscheidung sorgen. Auch als Gladbach in der Schlussphase mehr riskierte, dazu mehr unter Auswechslungen, konnte die Norddeutschen nicht den entscheidenden Nadelstich setzen. So spielte man sich in den 35 Minuten Überzahl keine zwingende Torchance raus.
Im Gegenteil gab man Gladbach eine Freistoßmöglichkeit in der Nachspielzeit in einer Situation, wo die Hamburger vier gegen eins standen und trotzdem zu einem dummen Foul griffen. Dieses Foul von Ilicevic, nachdem Marcel Jansen übermotivierterweise unbedingt bei einem Angriff mit nach vorne gehen musste, ermöglichte erst den Freistoß, der zum Ausgleich führte.
Schon in der 76. Minute hatte Arslan den Gladbachern eine Freistoßmöglichkeit geschenkt, als er 20 Meter vor dem Tor ein unnötiges Foul beging und Arango den anschließenden Freistoß ins Außennetz schoss.
Auswechslungen
Beide Teams nutzen ihr Auswechselkontingent, jedoch auf unterschiedliche Weise. Dies hing mit dem Verlauf des Spiels zusammen.
Favre wechselte kurz nach der roten Karte für Stranzl und brachte Cigerci für de Jong. Gladbach agierte nun in einer 4-4-1 Formation. Nordtveit rückte in die Innenverteidigung neben Dominguez, Cigerci übernahm dafür die Position des Norwegers im zentralen Mittelfeld und Mike Hanke agierte als einzige Spitze. Cigerci interpretierte seine Rolle jedoch anders als der Norweger und agierte höher und rechtslastiger als Nordtveit es getan hatte.
Der zweite Wechsel war verletzungsbedingt. Hrgota ersetze Hermann auf der rechten Außenbahn. Dies war ein interessanter Wechsel da der Schwede seine Rolle auf der rechten Außenbahn anders interpretierte. Dies hing natürlich damit zusammen, dass Gladbach zu diesem Zeitpunkt einem Rückstand hinterher lief. Hrgota wechselte zwischen der rechten Außenbahn und dem Sturmzentrum, wo er versuchte Hanke zu unterstützen. Seine Rolle änderte sich mit Gladbachs drittem Wechsel.
Favres letzte Trumpfkarte war eine überraschende. Der Schweizer ist nicht unbedingt dafür bekannt sein System groß zu verändern, doch in der 77. Minute tat er es. Er löste die Viererkette auf indem er Jantschke auswechselte, meiner Meinung nach viel zu spät denn dieser war mit Abstand der schlechteste Mann auf dem Platz (und sah bei beiden Gegentreffern schlecht aus und mitverschuldete auch den Elfmeter), de Camargo kam. Gladbach agierte nun in einer 3-4-2 Formation. Die Dreierkette bestand aus Nordtveit, Dominguez und Daems während Hrgota nun mehr die Linie rechtsaußen hielt und man vorne mit de Camargo und Hanke über zwei klassische Stürmer verfügte.
Die Wechsel beim HSV hingegen waren konservativer-und übrigens die selben wie gegen Dortmund in der Vorwoche, nur in unterschiedlicher Reihenfolge.
Nach 76. Minuten kam Berg für Rudnevs und somit ein neuer Stürmer. Der Schwede war kaum Teil des Spiels, verlor 75 Prozent seiner Zweikämpfe und verlor beim Gladbacher Ausgleich zum 2:2 seinen Gegenspieler Dominguez aus den Augen.
Der zweite Hamburger Wechsel war sowohl einer, der Zeit bringen sollte als auch van der Vaart huldigen sollte. Für ihn kam Sala und somit auch ein defensivstärkerer Spieler für die Zentrale. Da Gladbach noch Ausglich war van der Vaart aufgrund seines verschossenen Elfmeters allerdings auch eher ein tragischer Held.
Der dritte Hamburger Wechsel war Beister für Ilicevic. Dieser war sowohl eine Reaktion auf den Gladbacher Ausgleich, ein frischer dribbelstarker Spieler für einen ausgelaugten Dribbler, und in meinen Augen auch ein Wink mit dem Zaunpfahl von Fink gegenüber Ilicevic der vollkommen unnötig den Freistoß vor dem Gladbacher Ausgleich begangen hatte.
Werfen wir nun zum Abschluss einen Blick auf die Treffer und einige der strittigen Situationen.
Tore
Das 1:0 für die Hamburger war ein schöner Treffer, der jedoch eher zufällig entstand. Adler schlug einen Ball lang auf die linke Außenbahn, hier gewann Westermann das Kopfballduell gegen Jantschke. Da van der Vaart richtig spekuliert hatte, man kann es auch Spielintelligenz nennen, hatte er nun genügend Zeit den Ball anzunehmen und hoch im langen Eck zu platzieren. Mike Hanke und Martin Stranzl müssen sich allerdings, genau wie Jantschke, Vorwürfe gefallen lassen: Stranzl stand zu zentral platziert, sodass sich ein großer Raum hinter Jantschke auftat und Hanke war es der van der Vaart nicht verfolgte, als dieser auf die Kopfballverlängerung von Westermann spekulierte. Auch ter Stegen sah nicht ganz gut aus, dazu aber gleich mehr.
Der Gladbacher Ausgleichstreffer durch Stranzl entstand nach einem Eckball durch Nordtveit. Der Österreicher gewann das Kopfballduell gegen Heiko Westermann, wenn auch mit unfairen Mitteln wie er später selber zugab, und köpfte zum Ausgleich ein. Die Ecke war jedoch irregulär, da es vorher ein Foul an Westermann gegeben hatte. Dazu weiter unten mehr.
Der erneute Führungstreffer für die Hamburger kam kurz vor dem Halbzeitpfiff und war gleichzeitig der erste Bundesligatreffer des Letten Rudnevs. Nach einem Einwurf von Diekmeier klärten die Gladbacher den Ball eigentlich ausreichend. De Jong verlor dann jedoch Ball und Zweikampf gegen Mancienne, agierte dann zu zaghaft im Zweikampf gegen Badelj. Dieser setze sich problemlos gegen zwei Gladbacher durch und flankte auf den zweiten Pfosten. Hier verlor (wieder) Jantschke einen entscheidenden Zweikampf, dieses Mal gegen Rudnevs, der sicher einköpfte. Allerdings muss man zu Jantschkes Verteidigung auch sagen, dass Gladbachs Aufteilung in dieser Situation mangelhaft war. Jantschke hatte nämlich das Problem, dass er nicht nur gegen Rudnevs stand, sondern auch gegen Ilicevic, der vollkommen frei am zweiten Pfosten stand. Die Rolle von ter Stegen diskutiere ich weiter unten im Artikel.
Auch der zweite Treffer der Gladbacher resultierte aus einer Standardsituation. Ilicevic hatte vollkommen unnötig am Strafraumeck gefoult. Arango trat den Freistoß vors Tor und hier verlor Berg seinen Gegenspieler Dominguez aus den Augen, der vollkommen freistehend zum erneuten Ausgleich einköpften konnte.
ter Stegen bei den Gegentreffern: Wirklich machtlos?
Meiner Meinung nach trifft ter Stegen bei beiden Hamburger Treffern eine Mitschuld und zwar deshalb:
Beim Treffer durch van der Vaart steht ter Stegen weit vor seinem Tor, wie es ein moderner Torhüter auch tun muss. Als Westemann jedoch das Kopfballduell gegen Jantschke gewinnt muss er schnell nach hinten tippeln um nicht zu weit vor seinem Tor zu stehen. Van der Vaart wartet sehr lange bis er zum Torschuss ansetzt und es ist zu dem Zeitpunkt offensichtlich, dass er auf die lange Ecke zielen wird. Der Gladbacher Keeper steht aber zu diesem Zeitpunkt, als van der Vaart schießt, sowohl ein kleines Stück zu weit vor dem Tor als auch etwas zu weit in der kurzen Ecke. Ein weiterer Minifehler ist, dass er keinen Ausfall-Schritt nimmt um den Ball zu entschärfen. Somit muss er aus dem Stand springen, was bei einem Ball in der Höhe, wo man auch noch übergreifen muss, sehr schwierig ist. Ein Keeper von ter Stegens Klasse kann so einen Ball entschärfen-ich behaupte sogar muss.
Der zweite Gegentreffer für ter Stegen war der Kopfball von Rudnevs. Auch hier trifft ihn keine Hauptschuld - jedoch muss man hervorheben, dass der Ball in den Fünfmeterraum fliegt und lange unterwegs ist. Ein Keeper mit so einer herausragenden Strafraumbeherrschung wie ter Stegen hat hier in meinen Augen die Möglichkeit, wenn nicht sogar Pflicht, rauszukommen.
Stranzls Treffer: Regulär?
Nach Spielende gab Stranzl zu Protokoll, dass er sich bei seinem Treffer zum 1:1 aufgestützt hätte und der Treffer damit irregulär war. Damit hat er sicherlich nicht unrecht gehabt. Meiner Meinung nach kann man den Treffer allerdings trotzdem geben, da man genauso gut dafür argumentieren kann, dass Stranzl einfach höher springt als Westermann. Der Fehler lag jedoch schon davor und deswegen war das Tor irregulär.
Die Ecke kam nämlich zustande, weil Westermann eine andere Ecke über sein eigenes Tor geköpft hatte. Hierbei wurde ihm jedoch von Daems in den Rücken gesprungen, nachdem er den Ball rausgeköpft hatte. Ein klares Foul, dass Hamburger Freistoß zur Folge hätte haben müssen und nicht erneuten Eckball für Gladbach.
Die rote Karte von Stranzl
Es war wahrscheinlich die am meisten diskutierte Aktion der gesamten Begegnung.
Jantschke wurde von Stranzl unnötig in Bedrängnis gebracht, da dieser ihn anspielte obwohl van der Vaart unmittelbar in seiner Nähe stand. Jantschke versuchte zu klären doch schoss den Holländer an. Von dort prallte der Ball vor die Füße von Ilicevic, der mit Tempo in den Strafraum drang. Stranzl, eigentlich schon im Vortwärtsdrang, sprintete zurück und riskierte, unnötigerweise, mit einer Grätsche alles. Und nun folgte meine Auslegung der Situation:
Es ist richtig, dass Stranzl Ilicevic nicht trifft, es ist allerdings falsch zu sagen, dass dies folgerichtig eine Schwalbe ist. Ilicevic springt-auch- um sich zu schützen, da er ansonsten von Stranzl brutal umgegrätscht wird. Dieser kommt nämlich eine Sekunde zu spät und hat deswegen keine Chance den Ball zu treffen. Stranzl legte es später es so aus, dass Ilicevic nicht mehr an den Ball kommen konnte und deswegen abhob. Das sehe ich nicht so. Ilicevic legt sich den Ball vor um den Elfmeter zu schinden. Da Stranzl ihm den Gefallen tut und grätscht geht seine Kalkulation auf und der Elfmeter ist berechtigt.
Stranzl sagte nach dem Spiel, dass er die rote Karte gerecht fand, auch hier bin ich nicht seiner Meinung. Es war kein übermäßig hartes Foul. Er verhindert eine Torchance, jedoch eine wo der Spieler aus spitzem Winkel auf das Tor zuläuft. Rudnevs ist in der Mitte von einem Gladbacher gedeckt, er kann also auch nicht letzter Mann sein. Für mich wäre eine gelbe Karte ausreichend gewesen, rot war übertrieben.
Alle Daten von Bundesliga.de. Hier kann man übrigens auch noch einmal die Highlights schauen und sich sein eigenes Bild machen ob die rote Karte gerecht war, Stranzls Tor regulär war und ter Stegen bei den Gegentreffern machtlos war oder nicht.
Es war wahrscheinlich die am meisten diskutierte Aktion der gesamten Begegnung.
Jantschke wurde von Stranzl unnötig in Bedrängnis gebracht, da dieser ihn anspielte obwohl van der Vaart unmittelbar in seiner Nähe stand. Jantschke versuchte zu klären doch schoss den Holländer an. Von dort prallte der Ball vor die Füße von Ilicevic, der mit Tempo in den Strafraum drang. Stranzl, eigentlich schon im Vortwärtsdrang, sprintete zurück und riskierte, unnötigerweise, mit einer Grätsche alles. Und nun folgte meine Auslegung der Situation:
Es ist richtig, dass Stranzl Ilicevic nicht trifft, es ist allerdings falsch zu sagen, dass dies folgerichtig eine Schwalbe ist. Ilicevic springt-auch- um sich zu schützen, da er ansonsten von Stranzl brutal umgegrätscht wird. Dieser kommt nämlich eine Sekunde zu spät und hat deswegen keine Chance den Ball zu treffen. Stranzl legte es später es so aus, dass Ilicevic nicht mehr an den Ball kommen konnte und deswegen abhob. Das sehe ich nicht so. Ilicevic legt sich den Ball vor um den Elfmeter zu schinden. Da Stranzl ihm den Gefallen tut und grätscht geht seine Kalkulation auf und der Elfmeter ist berechtigt.
Stranzl sagte nach dem Spiel, dass er die rote Karte gerecht fand, auch hier bin ich nicht seiner Meinung. Es war kein übermäßig hartes Foul. Er verhindert eine Torchance, jedoch eine wo der Spieler aus spitzem Winkel auf das Tor zuläuft. Rudnevs ist in der Mitte von einem Gladbacher gedeckt, er kann also auch nicht letzter Mann sein. Für mich wäre eine gelbe Karte ausreichend gewesen, rot war übertrieben.
Fazit: Der HSV dominiert - Gladbach ist effektiv
Die Überschrift ähnelt zur Verwechslung der aus einem Nordderby der vergangenen Saison. Hier schlug Werder Bremen den Hamburger SV mit 3:1, obwohl der HSV mehr Ballbesitz, Torschüsse und gewonnene Zweikämpfe zu verzeichnen hatte. Hier schlug man sich jedoch selbst aufgrund von groben individuellen Fehlern. Dies sollte sich im Spiel gegen die Gladbacher nicht wiederholen und doch wurden die Hamburger am Ende bestraft, da sie nicht abgewichst und effektiv genug waren.
Somit konnte man sich am Ende auch wenig darüber freuen, dass man 55 Prozent Ballbesitz hatte und 18:8 Torschüsse verzeichnete. War man aus dem Spiel die klar bessere Mannschaft verpasste man es doch in Überzahl für die Entscheidung zu sorgen. Dazu kassierte man zwei Tore nach Standardsituationen-Gladbachs einzige, aber effektive Waffe an diesem Tag.
Somit konnte man sich am Ende auch wenig darüber freuen, dass man 55 Prozent Ballbesitz hatte und 18:8 Torschüsse verzeichnete. War man aus dem Spiel die klar bessere Mannschaft verpasste man es doch in Überzahl für die Entscheidung zu sorgen. Dazu kassierte man zwei Tore nach Standardsituationen-Gladbachs einzige, aber effektive Waffe an diesem Tag.
Alle Daten von Bundesliga.de. Hier kann man übrigens auch noch einmal die Highlights schauen und sich sein eigenes Bild machen ob die rote Karte gerecht war, Stranzls Tor regulär war und ter Stegen bei den Gegentreffern machtlos war oder nicht.
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