Sonntag, 12. August 2012

Die Rudelbildung Saisonvorschau: TSG Hoffenheim

Sie sind eine der großen Wundertüten der neuen Saison. Nach einer enttäuschenden Vorsaison, das dritte Jahr in Folge Platz 11, mit etlichen Querelen will man nun mit Markus Babbel in das internationale Geschäft. Dazu rüstete man auf und entfernte (endgültig) sich von seinem "junge Spieler aus der Region"-Credo. Wird dies den Erfolg in den Kraichgau bringen? Teil acht der Rudelbildung Saisonvorschau.

Neuzugänge und Abgänge

Nicht weniger als acht, teils hochkarätige, Neuzugänge haben die Hoffenheimer zu verzeichnen. Mit Delpierre holte Babbel (Trainer und Sportdirektor in einer Person) einen alten Bekannten aus Stuttgarter Zeiten. Dieser ist jedoch wie Chris, der ebenfalls ablösefrei kam, sehr verletzungsanfällig. Mit dem Fürther Stephan Schröck sicherte man sich einen der besten Rechtsverteidiger der zweiten Liga. Dieser soll Andreas Beck Konkurrenz liefern. Für die Offensive holte die TSG auch einen Hochkaräter. Erden Derdiyok wurde aus Leverkusen losgerissen und auch der Transfer von Joselu klappte nach langen Gesprächen. Dieser glänzte mit einer überragenden Torquote für die zweite Mannschaft von Real Madrid. Der Königstranfer war  jedoch der von Tim Wiese. Dieser kam ebenfalls ablösefrei von Werder Bremen und wurde sofort neuer Kapitän der TSG.

Auch auf der Abgängeseite tat sich einiges. Zwölf Spieler verließen den Verein. Teils Fehleinkäufe wie Wellington, Raitala und Zuculini, aber auch Obasi, Sigurdsson und Mlapa, die für insgesamt 17 Millionen Euro verkauft wurden. Die TSG generierte so ein Transferplus (natürlich wiegt das Gehalt der neuen Spieler, aber wir sprechen hier nur von Transfersummen), ein Fakt, der in den Medien selten erwähnt wird.

Die TSG geht also mit einem verbesserten Kader in die Saison, der auch mehr den Vorstellungen von Babbel entsprechen wird.

Taktik

Babbel wechselte nach seinem Amtsantritt im Februar fleißig zwischen den Formationen. Sowohl ein 4-4-2 mit flacher sechs, ein 4-1-4-1 bei der 1:7 Klatsche gegen die Bayern, ein 4-1-2-2-1 gegen Gladbach und ein 4-2-3-1 System wurden angewendet.

In der Vorbereitung setzte der TSG Trainer hingegen auf ein 4-4-1-1 System. Es ist davon auszugehen, dass man auch mit diesem System auch in die Saison gehen wird. Hier werden die Außenverteidiger voraussichtlich sehr hoch agieren, Beck und Johnson sind dafür auch prädestiniert.

Im Sturm wird man mit einem Mittelstürmer, Schipplock oder Derdiyok, agieren, während dahinter ein hängender Stürmer oder ein Spielmacher, Salihovic, Firmino oder Volland, zum Einsatz kommen wird.

Testspiele

Die Hoffenheimer gingen ungeschlagen aus ihren zehn Testspielen hervor. Die interessantesten Testspiele waren die letzten drei Spiele, wo man gegen den englischen Erstligisten Wigan Athletic unentschieden spielte (1:1), Betis Sevilla mit 2:1 schlug und suverän mit 3:0 gegen den SV Elversberg gewann.

Baustellen

Der wichtigste Faktor ist ruhe. In den letzten Jahren glich die TSG oft einem Tollhaus. Ralf Rangnick kündigte, da man Gustavo an die Bayern verkaufte, die nächsten beiden Trainer scheiterten ebenfalls. Obendrein entließ man auch den Sportdirektor, so das Babbel nun das alleinige Sagen hat. Doch wer hat wirklich das Sagen in einem Klub, der von einem Mäzen wie Hopp so unterstützt/geführt wird? Will man das Ziel Europacup erreichen braucht es ruhe.

Kriegt Babbel Konstanz "eingeimpft"? Es ist bezeichnend, dass man gegen den doppelten Meister aus Dortmund als einziges Bundesligateam der letzten zwei Jahre eine positive Bilanz hat, aber trotzdem nur im Mittelfeld der Liga rangiert. Dies lässt sich auch daran ablesen, dass die Hoffenheimer bisher zwei drittel ihrer Bundesligasiege in der Hinrunde einfuhren. In der Rückrunde stürzte man meistens ab. Wer erinnert sich nicht an die Debüt-Saison, wo man nach der Hinrunde Herbstmeister war?

Hoffenheim hatte in den letzten Jahren viel mit schwierigen Spielertypen zu kämpfen. Ryan Babel ist hier ein gutes Beispiel. Hier versucht der Trainer nun ein Umdenken einzufordern und betonte, dass man Typen bräuchte, die auch den Kopf rausstrecken, wenn es eng wird. Hoffenheims Erfolg wird nur über einen homogenen Kader führen.

Kann Derdiyok den abgewanderten Vedad Ibisevic ersetzen? Der Bosnier glänzte in der Vorsaison mit fünf Toren in zehn Spielen. Die Hoffenheimer verfügen über vier Stürmer (Volland, Schipplock, Derdiyok und Joselu)-doch können diese genauso einschlagen wie Ibisevic es tat?

Stärke

Babbel hat der jungen Mannschaft, in der vergangenen Saison stellte Hoffenheim die jüngste Elf der Liga, Erfahrung verpasst. Dazu sind Spieler wie Wiese, Derdiyok und Delpierre sind Hochkaräter, die die Qualität im Kader erhören. Nun besteht für die TSG die Möglichkeit eine schlagkräftige Achse aufzubauen: Wiese-Delpierre-Rudy-Derdiyok zum Beispiel.

Auf der rechten Seite verfügen die Hoffenheimer mit Schröck und Beck über zwei ausgezeichnete Rechtsverteidiger. Theoretisch könnte einer von ihnen auch im rechten Mittelfeld agieren.

Auch im zentralen/defensiven Mittelfeld hat die TSG die Qual der Wahl. Mit Rudy, Salihovic, Williams und Weis stehen vier Spieler zur Wahl.

Mit Markus Babbel verfügt die TSG über einen guten Trainer. Seine Bilanz in Stuttgart und Berlin war sehr gut (starke Siegquoten von 45% und 55%) - er hat das Zeug, um Hoffenheim in die richtige Richtung zu leiten. Das da wäre Europacup.

Positives Überraschungspotential

Kevin Volland glänzte während seiner Leihperiode bei 1860 München. In 57 Spielen gelangen im neunzehn Treffer und fünfzehn Vorlagen. Den Testspielen nach zu urteilen ist er als hängender Stürmer eingeplant. Augen auf bei dem zwanzig jährigen, der in diesem zarten Alter schon 142 Pflichtspiele bestritten hat.

Auch Roberto Firmino könnte diese Position bekleiden. Der Brasilianer war in der Vorsaison an 11 Treffern beteiligt und glänzte auch in der Vorbereitung als fleißiger Torschütze. Er könnte diese Saison seinen Durchbruch feiern.

Potentieller Gefahrenherd

Sollte Tim Wiese ausfallen hätte die TSG mit den unerfahrenen Grahl und Casteels keinen adäquaten Ersatz. Somit fehlt in diesem Falle nicht nur ein klasse Torwart, sondern auch eine der Führungsfiguren der neuen TSG.

Auch der Schulterschluss mit den Fans ist dringend notwendig. In der vergangenen Saison war das Verhältnis milde gesagt angekratzt, nachdem man gerade zu Hause enttäuschte, Platz 14. Will Hoffenheim Erfolge feiern muss man die Fans im Rücken haben.

Mögliche Startelf

Wiese - Beck, Vestergaard, Delpierre, Johnson  - Vukcevic, Weis, Rudy, Firmino - Kevin Volland - Schipplock  

Prognose

Die TSG ist eine Wundertüte. Der Kader wurde qualitativ sehr gut verstärkt und mit Markus Babbel verfügt man über einen guten Trainer. Es wird interessant zu sehen, wie die Mannschaft nach einer Vorbereitung mit ihm agiert.

Das Ziel wurde vom Trainer sehr offensiv ausgegeben, man will nach Europa-sprich ein Rang unter den ersten sechs. Wenn alles passt ist dies durchaus möglich, allerdings gibt es etliche Konkurrenten im Kampf um die begeherten  Plätze. Tim Wieses Traum von der Champions League wird sich auf jeden Fall kaum in dieser Saison erfüllen. Platz 10-7.

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