Dienstag, 21. Februar 2012

Ist das Projekt AVB und der FC Chelsea gescheitert?

Was wurde Andre Villas-Boas nicht gepriesen, als er neuer Trainer beim FC Chelsea wurde. 

Neuen Wind sollte er an die Stamford Bridge bringen und einen veralteten Kader modernisieren. Die Cech-Terry-Cole-Lampard-Drogba-Anelka Generation neigt sich dem Ende zu und eine überbezahlte Startelf mit einem Durchschnittsalter von über 27 Jahren erforderte Maßnahmen. 

Also schritt Patron Abramowtisch zur Handlung und richtete den Blick nach Portugal. 15 Millionen Ablöse war Roman Abramowitsch die Dienste des jungen Portugiesen wert, der als Ausnahmetalent der Trainergilde galt.


Villas-Boas hatte sich eindrucksvoll einen Namen gemacht als Trainer des FC Porto. 

Innerhalb vom einem Jahr führte er die Portugiesen zum Gewinn des Portugiesischen Supercups, des Portugiesischen Pokals, der Europa League und wäre dies nicht genug gewann man auch ungeschlagen die Portugiesische Liga. 

In deutschen Medien wurde Villas-Boas oft als "neuer Mourinho" beschrieben, welches ein oberflächlicher und dämlicher Vergleich ist. 

Beide haben einen ähnlichen Werdegang; sie waren nie erfolgreiche Spieler, die sich aber als Trainer nach oben gearbeitet haben. Außerdem sind sie beide Portugiesen, die den FC Porto und den FC Chelsea trainierten, allerdings sind sie sehr unterschiedliche Trainertypen. 

Villas-Boas ist ein wesentlich ruhigerer Trainertyp, der ein Verfechter des offensiven 4-3-3 ist, während Mourinho eher defensiv orientiert ist. 

Unfassbare 88% seiner Spiele als Porto-Coach gewann Villas-Boas bevor es ihn letzten Sommer nach England verschlug. Sein Ziel war der FC Chelsea. Die Mourinho Ära sollte ihn auch dort weiterhin verfolgen, da Mourinho weiterhin fest verwurzelt ist in der Kabine des FC Chelsea. Nicht wenige nennen dies eines der Hauptprobleme des FC Chelsea und fordern Mourinho auf den Kontakt  zu seinen ehemaligen Spielern zu begrenzen, wenn nicht sogar ganz abzubrechen.

AVB wechselte also zum FC Chelsea. Chelsea. The Blues.  Vielen Fußballfans ist der FC Chelsea erst seit dem 1. Juli 2003 bekannt. An diesem Tag kaufte Roman Abramowitsch den Fußballclub aus dem Westen Londons auf. Dies veränderte die Rahmenbedingungen für den 1905 gegründeten Klub schlagartig.

Interessanterweise befand sich Chelsea in der Saison 1988/89 noch in der 2. Liga, wo man mit 19 Punkten Vorsprung auf Manchester City, den aktuellen Tabellenführer der Premier League, den Aufstieg in die Eliteklasse sicherstellte. Wie Zeiten sich ändern können. 

Auch danach waren die Londoner nie ein englischer Topverein, sie waren solide, ein Top 6-8 Anwärter, mehr aber nicht. Man sollte hier allerdings nicht vorenthalten, dass der Londoner Club schon immer eine treue Fanbasis hatte und sich seit Jahren in den Top 5 der Zuschauerzahlen in England hält. Spötter würden sicherlich sagen, dass man in einer Millionen-Stadt wie London auch gerne 40.000 ins Stadion kriegen sollte und die Zahl alleine wenig über die Fankultur der Blues aussagt.

Aber unter Abramowitsch änderten sich die Verhältnisse. Der Russe pumpte in den letzten 10 Jahren mehr als 600 Millionen in den Club, der nun nicht mehr ein Top 6-8 Club in England war, sondern plötzlich im Konzert der ganz großen mitspielte. Diese Statistik,illustriert die Entwicklung unter Abramowitsch sehr gut.


Das Investment zahlte sich aus, so war man in den letzten 7 Jahren immer unter den besten 4 der Liga, und ein  2 Platz ist mittlerweile als Enttäuschung zu kategorisieren. Hinzu war man in allen Jahren ein heißer Kandidat auf den Gewinn der Champions League, was bis heute allerdings nicht gelang. Diese Saison könnte die Champions League der Rettungsanker für den jungen Trainer werden.

Zurück zu Villas-Boas. Der Portugiese bekam die Aufgabe für einen Umbruch zu sorgen, da Chelseas Kader zu alt und überteuert ist, aber gleichzeitig nicht die Resultate zu vernachlässigen. Erinnert ein wenig an Klinsmanns Zeit bei Bayern München oder? Wahrlich keine leichte Aufgabe. Und momentan wirkt es so, als ob das Experiment vor dem scheitern steht.

Villas-Boas hat es mit der mächtigsten Spielerkabine der Welt zu tun und mit Abramowitsch einen Patron, der seit Mourinho nicht den richtigen Trainer gefunden hat und schnell die Geduld verliert. 

Momentan kämpft man um einen Champions League Platz in der heimischen Liga. Das ist nicht der Anspruch von Mr Abramowitsch und deswegen steht Villas-Boas unter immensem Druck. 

Nach dem 1:1 im FA Cup gegen Zweitligist Birmingham verbesserte sich Villas-Boas Position wahrlich nicht, die Fans begannen Mourinhos Namen an der Bridge zu skandieren.

Die Frage wie viel Zeit der Portugiese bekommen wird. Die Verpflichtung von Kevin de Bruyne spricht dort schon Bände. Villas-Boas war nicht an dem Spieler aus Genk interessiert, dieser wurde aber trotzdem verpflichtet, da er ein Teil der neuen Chelsea-Philosophie sein soll. AVB machte gute Miene zum bösen Spiel und versprach er werde versuchen das Beste aus dem Spieler herauszuholen. 

Die Frage ist, wer diesen Machtkampf gewinnt und wer in einem Fußballverein eigentlich die Philosophie bestimmt? Ist es der Russische Patron oder der Trainer, oder sind es beide?

Das der Russische Patron sich in letzter Zeit öfter auf dem Trainingsgelände hat blicken lassen ist wahrlich kein gutes Zeichen für Villas-Boas. Fragen über Fragen. Nicht wenige sagen, dass Europas vielleicht talentiertester Trainer bei einer Niederlage heute Abend in Neapel schon Geschichte  in London sein kann. 

1 Kommentar:

Christopher hat gesagt…

Andre Villas-Boas Tage sind gezählt, ohne Zweifel. Spätestens nach Ende dieser Saison fliegt er raus, da bin ich mir sicher. Einzig die Champions League, wie im Artikel geschrieben, kann ihn noch retten. Eigentlich Schade um ihn, denn er hat keine Schuld.

Vielmehr ist der Verein selber das Problem. Chelsea will einer der Großen im englischen Fußball werden. Ich rede bewusst von der Zukunft. Meiner Meinung nach ist Chelsea noch kein großer Fußballclub im Vergleich zu den traditionellen Großclubs in England: Manchester United, Liverpool FC, Arsenal London. Chelsea und auch Manchester City sind hingegen aufstrebende Vereine, die durchaus das Potenzial haben in Zukunft zu den vorhergenannten Dreien zu gehören. Was Chelsea und City haben ist Geld. Was sie nicht haben ist langfristigen Erfolg. Nur das zählt in der Ruhmeshalle.

Es gibt noch einen Unterschied zwischen den Beiden und zumindestens zwei der großen Drei: Der Manager. United hat Ferguson (seit 1986), Arsenal hat Wenger (seit 1996). Seit Letzterer im Amt ist, gab es in Chelsea zehn verschiedene Manager. Nachdem Abramovich 2003 eingestiegen ist, durften nur Mourinho und Ancelotti länger als eine Saison bleiben. Diese fehlende Kontinuität hindert Chelsea. Die zusammengekaufte Mannschaft konnte zwar schon Meisterschaften feiern und zählt daher zu den momentanen Top-Teams. Jedoch braucht man für die Champions League mehr und für einen Treble, den in England nur Liverpool und United jeweils einmal geschafft haben, muss alles perfekt passen.

Viele denken dabei ausschliesslich an die perfekten Spieler und einen perfekten Trainer. Sie vergessen aber, dass man ein perfektes Team braucht. Das bekommt man nur langfristig. Chelsea hätte es fast geschafft. Mourinho war auf dem besten Wege genau diese Anforderungen zu erfüllen. Er hatte seine eigenen Spieler (was sich in der noch bis heute andauernden Kommunikation mit ihnen zeigt) und die finanziellen Möglichkeiten das perfekte Team zu schaffen. Mit seinem Abgang ging auch die Chance hierfür.

Nun ist man mal wieder bei Null. Seit Mourinho blieben alle Trainer hinter den Erwartungen zurück. Hätte man noch Mourinho, sähe es vielleicht anders aus. Tatsache ist aber, dass man nun Villas-Boas hat und auch einen Generationswechsel in der Mannschaft versuchte. Geklappt hat es aufgrund der vielen alten Häuptlinge nicht. Man müsste schon Spieler wie Lampard, Terry, Cole und Drogba austauschen und ädequat ersetzen. Zudem müsste man mal Geduld zeigen. Ein Neuaufbau braucht Zeit und kann vor allem durch gute Nachwuchsarbeit gelingen.

Meiner Meinung nach kann man dies mit Villas-Boas, denn er ist zweifelsohne ein guter Manager. Man muss nur den Mut haben ein paar Stammspieler rauszuwerfen und die Zügel ganz dem Manager überreichen. Dann kommt auch in ein paar Jahren der Erfolg.

Aber wahrscheinlich muss Villas-Boas. Dann darf der Nächste sein Glück versuchen...