Freitag, 27. Januar 2012

Nicht sichtbar, nicht hörbar, aber deutlich spürbar

Ein Beitrag auf SPIEGEL ONLINE zum Thema Neonazis in Ultra Gruppen von Zweitligist Alemannia Aachen gab zu denken. 

Geschehnisse wie diese erinnern uns 67 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz daran wie wichtig es ist, dass man den 2. Weltkrieg und die Verbrechen des Holocaust nicht vergisst oder in Vergessenheit geraten lässt. 

Auch weckte dieser Tag Erinnerungen an ein Bild aus dem Jahre 1938. Es zeigte die Englische Nationalelf bei einem Spiel in Berlin. Heilend, dem Führer Adolf Hitler zu ehren, der an diesem Tag nicht mal anwesend war.



Für viele Fußballfans mag dies kein Thema sein, dass mit dem Sport verbunden ist, einige sind der Meinung, dass es unnötig ist sowas wieder "hervorzuholen." 

Doch Antisemitismus geht uns alle etwas an. Ein paar Zahlen gefällig?

Laut einer Umfrage des Magazins "Stern" weiß fast jeder dritte Deutsche nicht in welchem Land das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau liegt. Die richtige Antwort wäre übrigens Polen - sollte jedoch gerne gesunde Allgemeinbildung für jedermann sein. Fast noch erschreckender ist, dass 21% der unter 30 Jährigen nicht wissen was Auschwitz ist. Ca. eine Million Menschen starben in Auschwitz-Birkenau, einem Konzentrationslager.

Eine andere jüngst veröffentlichte Studie zum Thema Antisemitismus belegt außerdem, dass ca. 20 Prozent der Deutschen noch antisemitisches Gedankengut aufweisen. Bundestagspräsident Lammert sagte richtigerweise, dass dies für für Deutschland genau 20 Prozent zu viel seien. 

In einem Europa, wo Rechts-populistische Parteien stark in vielen Parlamenten vertreten sind, muss man wachsam sein. 20% sind viel für ein Land mit einer Vorgeschichte für Deutschland. 

Und wie Herr Lammert richtig bemerkt natürlich auch zu viel. Aber antisemitisches Gedankengut wird nur wirksam unterbunden, wenn man als Gesellschaft zusammen steht und Dinge beim Namen nennt. Auch sollte man nicht den Fehler begehen und die Augen verschließen vor den Entwicklungen im Linken Spektrum der Republik. Naziaufmärschen friedlich begegnen mit Gegendemonstationen ja, gewaltsamer Protest nein.   

So sollte man auch den Geschehnissen in Aachen begegnen. Sachlich und differenziert, aber auch bestimmt. 

Auch muss man die Rolle der Medien in den Vorfällen kritisieren. 

In einem Zeitalter wo via Sozialen Netzwerken und dem Internet rasend schnell Meldungen verbreitet und Informationen ausgetauscht werden können, findet man erstaunlich wenig zu den Vorfällen. Man bedenke wohlgemerkt das besagte Ausschreitungen sich am 11. Dezember abspielten, also vor mehr als 6 Wochen.

Dem Kicker war dies gar keine Erwähnung im Spielbericht wert, während Sport1 den Ausschreitungen immerhin einen Abschnitt im Spielbericht widmete:

Angriff im Fanblock

Für Aufregung sorgte in der ersten Halbzeit ein Zwischenfall im Aachener Fanblock: Eine Ultra-Gruppierung der Alemannia wurde von 20 bis 30 Personen attackiert, ein Ordner wurde bei den folgenden Schlichtungsmaßnahmen an der Hand verletzt.
"Das hat mit Fußball nichts zu tun. Es ist ein Irrsinn, dass wir eine Fangruppierung gegen eine andere schützen müssen", sagte Alemannia-Geschäftsführer Frithjof Kraemer unmittelbar nach dem Spiel.
Dieser Übergriff stelle eine neue Qualität der Anfeindungen in der eigenen Fanszene dar. Jedem Täter, der identifiziert werde, drohe neben einem Strafverfahren selbstverständlich ein Stadionverbot, sagte Kraemer.


Die Fanbeauftragte der Alemannia, Kristina Walther  gibt mittlerweile zu die Gefahr lange unterschätzt zu haben, und genau dort liegt die Gefahr. Verharmlosung und Ignoranz.

Richtigerweise verweist Walther selber auf die Verharmlosung in Teilen der Fanszene, in der man Rechtsradikale oft als komische Kauze abstempelt, anstatt sie ernst zu nehmen und ihnen entgegen zu treten. 

Fußball muss Integration fördern und Geschehnisse wie 2009 in Leipzig, als Rechtsradikale beim Spiel der Bezirksklasse Leipzig zwischen dem FSV Brandis und Roter Stern Leipzig einen Spielabbruch erzwangen, verurteilen und ernst nehmen.

Mein ehemaliger Trainer sagte einmal "Ignoranz ist der erste Weg zum Faschismus." Damals lachten einige über die Aussage, fanden sie überspitzt und hohl - heute wissen viele von uns es hoffentlich besser.

Rudelbildung versucht seinen  Teil zur "Erleuchtung" beizutragen und empfiehlt allen Lesern den Author Ronny Blaschke

Geboren in Rostock, Zyniker würden sagen genau im Brennpunkt, beschäftigt Ronny sich mit den politischen Hintergründen des Sports.

Sein Buch "Angriff von Rechtsaußen: Wie Neonazis den Fußball missbrauchen" kann hier nur wärmstens empfohlen werden und sollte Pflichtlektüre für jeden Fußballfan sein. 


Das  Buch gewährt alarmierende Einblicke in ein Problemfeld, über das wenig bekannt ist. Außerdem plädiert es vollkommen zu recht für eine politische Diskussionskultur in der Fankultur. 

Sport und Politik gehören zusammen, ob man es wahrhaben möchte oder nicht.

Rudelbildung ist die Plattform für alle Fußballfans - wenn du also einer anderen Auffassung bist oder deine Meinung zu einem ganz drittem Thema loswerden möchtest schicke eine Mail an rudelbildung@hotmail.com und schon wird deine Stimme hier gehört!


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