Montag, 24. September 2012

Die Lage der Liga: Eine erste Bestandsaufnahme der neuen Bundesligasaison

Vier Spieltage sind gespielt und die erste englische Woche wartet auf uns - Zeit für eine Bestandsaufnahme der Liga. Ein Kommentar.

Die Bayern marschieren vorne weg

Der neue Sportdirektor Sammer betonte dass nur "Kleinigkeiten" fehlten um die Bayern wieder als Deutschlands Nummer eins zu etablieren - anscheinend hat er recht. Ein paar gezielte Einkäufe - Mandzukic und Dante fügen sich bisher nahtlos ein - dazu etablierte Spieler die ihre Form wieder gefunden haben, Schweinsteiger, und andere die Momentan brillieren - Müller und Kroos.   Gerade Thomas Müller ist in absoluter Wetklasse - Form und kommt nach vier Spieltagen schon auf unfassbare acht Scorerpunkte. Da auch alle anderen Spieler zur Zeit suverän agieren und keiner abfällt dominieren die Bayern die Bundesliga.

Sand im BVB Getriebe

Wer erwartet hätte, dass die Dortmunder wieder durch die Bundesliga marschieren wurde bisher enttäuscht. Alles in Allem liegen die Dortmunder aber im Soll, das sollte man nicht unterschlagen. In Nürnberg muss man sich mit einem Punkt zufriedengeben, die Niederlage in Hamburg war höchst unnötig und zum größten Teil selbstverschuldet. Dafür glückte der Start in die Champions League.

Generell fällt auf, dass Marco Reus schon sehr gut integriert wurde - auch wenn man seine optimale Position im 4-2-3-1 noch nicht gefunden hat -  und das Ivan Perisic mehr denn je in die Stammformation drängt. In einer eventuellen "volle Offensive" - Taktik könnte ich mir den Kroaten auch sehr gut auf der Doppel-Sechs vorstellen, damit man sowohl Kuba, Götze und Reus gleichzeitig auflaufen lassen kann und trotzdem nicht auf den ballsicheren und torgefährlichen Kroaten verzichten muss. 

Ein kurzer Kommentar zu Kuba sei auch erlaubt: Es ist interessant zu sehen, wie der Pole in der Medienlandschaft überhaupt keine Beachtung mehr findet und alle vom neuen "Traumduo" Reus und Götze sprechen. Man sollte nicht vergessen, dass der Pole der vielleicht formstärkste Dortmunder der Rückrunde war, maßgeblichen Anteil am Titelgewinn hatte und auch bei der EM Polens stärkster Spieler war. Momentan hat man das Gefühl Kuba wäre nur eine Notlösung für einen Götze oder Reus - dem ist bestimmt nicht so.

Auch zu Mats Hummels eine kurze Anmerkung: Vom Potential ist er der vielleicht beste Abwehrspieler Deutschlands, doch es ist unübersehbar, dass er schlecht in die neue Saison gestartet ist. Viele Abspielfehler und Fehler im Stellungsspiel resultierten schon in etlichen Gegentoren, zuletzt am Wochenende gegen den HSV, davor auch beim 1:1 in Nürnberg. Ähnliches lässt sich auch über BVB Keeper Roman Weidenfeller sagen, der am Wochenende beim Treffer durch Ilicevic nicht sonderlich gut aussah und gegen Ajax auf einigen abenteuerlichen Ausflügen war.

Es wartet noch viel Arbeit auf die Dortmunder, aber ein schlechter Saisonstart war es definitiv nicht. Denn auch wenn es nach drei Gegentoren gegen den HSV absurd klingt - steht die Dortmunder Abwehr schon sehr sicher und man spielt sich massig Torchancen heraus. Diese müssen nur verwertet werden.

Startprobleme der internationalen Aspiranten

Es ist auffallend dass viele der Aspiranten für einen Platz im oberen drittel schlecht in die neue Saison gestartet sind. Stuttgart, Bremen, Gladbach, Wolfsburg und Leverkusen haben allesamt höchstens fünf Punkte aus den ersten vier Spielen geholt. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Bei den Wolfsburgern scheint es, dass die vielen neuen sich erst noch finden müssen, dazu wechselt Felix Magath sehr viel - Stichwort Kjäer und Kahlenberg auf der Doppelsechs.

Die Bremer überzeugen spielerisch aber der Einsatz stimmt nicht überein mit dem Ertrag. Sowohl gegen die Dortmunder als auch gegen den VFB Stuttgart war mehr drin. Positiv muss man jedoch hervorheben, wie in Bremen in kurzer Zeit aus einer, auf dem Papier, schwierigen Truppe ein homogenes Team geworden ist. Aaron Hunt befindet sich ebenso in bestechender Form wie die angebliche Diva Marko Arnautovic, der als Rechtsaußen glänzt. Das selbe kann man über Clemens Fritz, Zlatka Junuzovic und Kevin de Bruyne sagen. Man sollte sich also nicht von der geringen Punktausbeute täuschen lassen - mit Bremen ist zu rechnen - vorausgesetzt man kann die Nerven im Zaun halten (was beim Spiel gegen den VFB Stuttgart misslang).

Eben jener VFB Stuttgart kämpft, mal wieder, mit dem Syndrom des verpatzten Saisonstarts und muss jetzt gegen Hoffenheim dreifach punkten um nicht im Keller hängen zu bleiben. Keiner der VFB - Spieler hat bis jetzt ansatzweise Normalform erreicht, es ist also nicht verwunderlich, dass der Start enttäuschend war.

Die Gladbacher starteten natürlich denkbar schlecht in die Saison als man die Champions League verpasste und arbeiten sichtbar noch daran die Neuzugänge zu integrieren. Gerade Alvaro Dominguez und de Jong sind überhaupt noch kein funktionierender Teil der neuen Fohlen - Elf. Dies hat Konsequenzen sowohl Offensiv als auch im Defensiv-Spiel. Generell lässt Gladbach zu viele Chancen zu, nur der HSV ließ bisher mehr zu (verspricht ein unterhaltsames Spiel zu werden am Mittwoch), und erspielt sich zu wenige. Gut, dass immerhin ter Stegen, Hanke und Xhaka ihre Form schon gefunden haben. Hier könnte eine neue Achse heranwachsen.

Leverkusen ist momentan noch eine große Wundertüte, wo von katastrophalen Leistungen, wie in Dortmund, zu suveränen Auftritten, wie gegen Freiburg und unglücklichen Spielen, wie gegen Gladbach alles dabei ist. Gerade Kadlec und Schürrle befinden sich im Formtief - beide zeigten jedoch gegen Gladbach eine aufsteigende Form. Ein Sieg beim FC Augsburg ist Pflicht, wenn man nicht im Mittelfeld der Liga verschwinden will.

Die Aufsteiger - generell ein positiver Start

Eintracht Frankfurt ist natürlich in aller Munde. Nicht nur weil man seine ersten vier Spiele allesamt gewann, sondern auch weil man erfrischenden Offensivfußball spielt. Mit Inui hat man einen der Hingucker der bisherigen Saison in seinen Reihen, dazu glänzt Sebastian Rode als Gestalter im defensiven Mittelfeld, während Kevin Trapp bisher in bestechender Form ist. In der Frankfurter Taktik könnte tendenziell jedoch ein Problem liegen: Die Eintracht lässt sehr viele Torchancen zu, nur vier Teams ließen bisher mehr Chancen pro Spiel zu, und die beiden Innenverteidiger erwiesen sich bisher nicht unbedingt als sattelfest. Dies ist alles ein Resultat der offensiven Spielweise. Ob man diese die ganze Saison, gerade gegen stärkere Gegner, beibehalten kann bleibt fraglich. Das Spiel gegen Borussia Dortmund wird der erste große Härtetest und man sollte nicht überrascht sein, wenn der Höhenflug der Frankfurter Adler abrupt endet.

Eine weitere positive Überraschung sind ie Fortunen aus Düsseldorf - auf jeden Fall wenn man aufs Punktekonto schaut. Als einziges Bundesliga - Team ist man noch ohne Gegentor. Nicht verwunderlich also, dass die Defensive das Prunkstück des Aufsteigers ist - Giefer, Langeneke und Malezas überzeugen bisher. Dafür hapert es allerdings gewaltig im Offensivspiel. Nur zwei Tore erzielte man bisher - beide am ersten Spieltag. Nur Fürth erspielte sich bisher weniger Chancen - und diese beiden Treffer jetzt aufeinander. Ein torloses Remis wäre keine schlechte Prognose.

Wo wir beim letzten Aufsteiger aus Fürth wären. Vier Punkte sehen auf den ersten Blick nicht rosig aus, man muss jedoch bedenken, dass die Fürther sowohl gegen den FC Bayern als auch den FC Schalke antreten mussten. Beide Heimspiele wurden verloren, Auswärts punktete man sowohl in Mainz (1:0), als auch in Wolfsburg (1:1) - auch aufgrund eines überragenden Keepers, Max Grün. Will man gegen Düsseldorf den ersten Heimsieg muss man sich mehr Torchancen erspielen - kein Team hatte bis jetzt weniger. Wie gesagt, bitte nicht mit einem Fußball - Leckerbissen rechnen.

Die etablierten etablieren sich weiter

Nürnberg war ein Team, dass man vor der Saison schwer einschätzen konnte. Nun sind die Nürnberger neben den Frankfurtern die große positive Überraschung der noch jungen Saison - auch wenn man gegen eben jene Frankfurter unterlag. Die Achse Schäfer - Klose - Balitsch - Kiyotake - Pekhart ist momentan eine der besten der Liga und ein Beweis dafür wie gut Hecking sein Team immer wieder einstellt. Es wird spannend zu sehen wie der 1. FCN sich am Mittwoch im Duell mit dem anderen "Dauer" - Etablierten schlägt - Hannover 96.

Denn auch wenn Hannover in Hoffenheim verlor ist man hervorragend in die neue Saison gestartet. Man hat sich wieder im oberen drittel etabliert - nicht zuletzt dank einem Huszti in Weltklasseform (bisher eine KICKER - Durchschnittsnote von 1,0!) - und bestätigt den Trend der letzten Jahre. Momentan ist Hannover die Nummer eins im Fußball - Norden. Das Comeback von Leon Andreasen kann außerdem getrost als die Geschichte der noch jungen Saison kategorisieren.

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