Donnerstag, 16. August 2012

Die Rudelbildung Saisonvorschau: VFL Wolfsburg

Obwohl man seinen Topscorer verkauft hat wollen die Wölfe zurück in die nationale Spitze. Nach dem enttäuschenden achten Platz der Vorsaison will Magath jetzt wieder oben angreifen. Doch gelingt dies? VW-Millionen hin und her, was zählt ist auf dem Platz (3 Euro ins Phrasenschwein). Teil elf der Rudelbildung Saisonvorschau.

Neuzugänge und Abgänge

Magath blieb sich selbst treu und baute in diesem Sommer mal wieder kräftig um. Sieben Spieler kamen in die Autostadt, darunter zwei neue Innenverteidiger mit Naldo und Pogatetz. Diese sollen das neue Innenverteidiger-Duo bilden. Auch für die Offensive wurde eingekauft. Bas Dost kommt mit der Empfehlung einer Top-Quote aus den Niederlanden, 32 Tore in 34 Begegnungen, dazu gesellte sich Ivica Olic, sowie Pilar, eine der Entdeckungen der EM. Die Position des Rechtsverteidigers wurde mit dem Brasilianer Fagner neu besetzt.

Wer Magath kennt weiß, dass auch fleißig ausgemistet wurde. 14 Spieler haben den Verein schon verlassen und ein Ende ist noch nicht in Sicht. So tummeln sich immer noch 41 Spieler im Kader (laut Transfermarkt.de). Einige sind schon in die zweite geschickt worden, andere werden sich dort in den nächsten Tagen wiederfinden. Darunter so teuere Neuverpflichtungen wie Ochs, Russ und Kjaer.

Felix Magath wie er leibt und lebt. Was man dem Wolfsburger Trainer allerdings lassen muss ist das nur ein Stammspieler den Verein verlassen hat-dieser hatte es dafür in sich: Mit Mario Mandzukic ließ der VFL seinen Topscorer, 12 Tore und 10 Vorlagen, und besten Spieler ziehen. Die anderen Spieler fallen in die Kategorie "Fehleinkauf" (Chris, Tuncay Sanli, Caiuby zum Beispiel) oder "verliehen um Spielpraxis zu bekommen" (Polter, Sio, Gogia). Alles beim alten in Wolfsburg.

Taktik

Alles beim alten? Nicht ganz. Nach der schweren Verletzung von Patrick Helmes überdenkt Magath seine Taktik noch einmal.  So will der Wolfsburger Trainer zum Saisonstart nun in einem 4-3-3 agieren. Diese Taktik löst die präferierte 4-4-2 Rauten Formation ab, die Magath eigentlich bevorzugt, und in der Vorbereitung hatte testen lassen. Die richtigen Spielertypen haben die Wolfsburger hierfür, gerade auf den Außenpositionen. Drei Stürmer plus Diego plus offensive Außenverteidiger: Wolfsburg wird, wie immer unter Magath, sein Heil in der Offensive suchen.

Testspiele

Wer so viele neue Spieler einbaut muss auch fleißig testen. Ganze fünfzehn Testspiele bestritten die Wölfe in der Vorbereitung. Davon wurden acht gewonnen, während man fünf verlor und zweimal Unentschieden spielte. Ins Auge fallen hier die Härtetests gegen Odense BK (2:1), den FC St. Pauli (1:3), sowie die Testspiele während der China-Reise. Hier unterlag man den Bayern mit 1:2, schlug Changchun Yatai FC mit 3:2 und unterlag abschließend dem Shanghai Shenxin FC mit 0:1. In der Saisoneröffnung unterlag man dem englischen Meister Manchester City mit 0:2. Das negative Highlight war die 0:1 Niederlage gegen Wolfsberger AC (Erstligist aus Österreich).

Baustellen

So ein (erneuter) radikaler Umbruch benötigt natürlich Zeit. Das man dann kurz vor Ende der Vorbereitung gezwungen wird seine Formation zu ändern ist natürlich alles andere als optimal. Kann der VFL im (improvisierten) 4-3-3 durchstarten? Die Spielertypen hat man mit Pilar, Olic, Dejagah und Vieirinha auf jeden Fall.

Wer übernimmt die Position(-en) vor der Abwehr? Josue hat seine beste Zeit (anscheinend) hinter sich, auch Polak wusste in der letzten Saison kaum zu überzeugen. Der junge Robin Knoche drängt sich auf, aber hat er die Klasse? Die Sechser Position ist unmittelbar ein Schwachpunkt.

Diego ist unbestritten einer der besten Spielmacher der Liga-wenn er bei Lust und Laune gehalten werden kann. Magath ist über seinen Schatten gesprungen und hat dem Brasilianer eine zweite Chance eingeräumt. Doch weiß er diese zu nutzen?

Außer dem Absteiger aus Köln verlor in der Vorsaison kein Team öfter mit drei oder vier Toren Unterschied als die Wolfsburger. Der Trainer merkte selber an, dass seinem Team in der Vorsaison die spielerische, läuferische und kämpferische Klasse fehlte. Will man um mindestens um die Europa League Plätze mitspielen muss man dies beheben.

Zuhause Hui, Auswärts Pfui: 32 Punkte holten die Wölfe Zuhause, Auswärts waren es nur 12 Zähler.

Stichwort Konstanz: 36 Spieler setzte der VFL in der abgelaufenen Saison ein. Wenig verwunderlich, dass die Konstanz fehlte. Dies verwundert bei Felix Magath allerdings nicht. So setzte dieser in seiner Zeit als Bundesligatrainer bisher 292 verschiedene Spieler ein. Einsamer Bundesligarekord.

60 Gegentreffer hagelte es in der Vorsaison. Nur drei Teams kassierten mehr. Will man oben mitspielen muss man wesentlich besser Verteidigen.

Zwar spielten die Wolfsburger in der letzten Saison oft auf Konter-die Passquote war jedoch zutiefst unbefriedigend: Kein Team hatte eine schlechtere Passquote als die Wölfe. Nur schwache 71,1 Prozent kamen an. Kein Bundesliga-Team spielte mehr Fehlpässe als die Wolfsburger.

Auch diese Statistik ist nicht schmeichelhaft. Obwohl die Wolfsburger ein Konterteam waren fing nur der 1. FC Kaiserslautern weniger Bälle ab.

Stärke

Mit Naldo und Pogatetz verpflichteten die Wölfe zwei der zweikampfstärksten Spieler der Liga. Kein Wolfsburger Verteidiger gewann in der Vorsaison so viele Zweikämpfe wie einer der beiden Neuzugänge.

Diego Benaglio spielte eine überragende letzte Saison. Im Tor ist der VFL gut aufgestellt.

Nur Leverkusen gewann in der Vorsaison mehr Kopfballduelle. Mit Dost, Naldo und Pogatetz hat man sich weiter in der Luft verstärkt.

Es klingt ironisch bei so vielen Gegentreffern, doch die Wolfsburger ließen wenig Möglichkeiten zu. Nur vier Teams ließen weniger Chancen zu (Gladbach, Dortmund, Nürnberg und Bayern).

Kaum ein Team nimmt dem Gegner so den Spielfluss wie die Wolfsburger. Im Durchschnitt zwanzig Mal pro Spiel wurde der Gegner gefoult. Ligaspitze.

In der Vorsaison fehlte es den Wolfsburgern an dribbelstarken Spielern. Dies hat man mit den Transfers von Olic und Pilar behoben. Dazu kehrt mit Diego ein weiterer "Dribbler" zurück.

Doch Dribblings werden beileibe nicht die einzige Waffe der Wölfe sein. Kein Team schlug in der Vorsaison mehr Flanken als der VFL. Dies wird sich mit dem Stoßstürmer Dost nicht ändern. Mit Marcel Schäfer, sechs Torvorlagen, und Ashkan Dejagah, zehn Torvorlagen, verfügt man über zwei der besten flankengeber der Liga.

Stark nach Standardsituationen: 28 Prozent aller Tore erzielten die Wölfe in der Vorsaison nach einem ruhendem Ball.

Positives Überraschungspotential

Ein Name fällt in der Vorbereitung immer wieder auf: Robin Knoche. Das zwanzig Jährige Eigengewächs scheint gute Chancen auf einem Platz im Dreier-Mittelfeld der Wölfe zu haben. Er könnte nach drei Kurzeinsätzen in der Vorsaison seinen Durchbruch feiern.

Potentieller Gefahrenherd

Die zwei Seiten des Felix Magaths: Der Trainer kann Spieler über sich hinauswachsen lassen, Dzeko und Grafite sind solche Beispiele, kann Spieler allerdings auch gnadenlos absägen. Hier ist der Däne Kjaer und der ehemals ausgemusterte Patrick Helmes zu nennen. Nicht jedem gefällt die Art und Weise, wie Magath mit seinen Spieler umspringt. Bleibt der Erfolg aus wird es ungemütlich.

Der große Kader macht ebenfalls sorgen: Magath möchte wieder mit einem 28-30 Mann Kader in die Saison gehen. Logisch, dass da Spieler außen vor bleiben werden und somit Frust schieben werden. Unzufriedene werden kaum zu vermeiden sein und dies kann für Unruhe sorgen.


Mögliche Startelf

Benaglio - Fagner, Naldo, Pogatetz, Schäfer - Knoche, Jiracek, Diego- Dejagah,  Dost, Olic

Prognose

Sie sind einer der Dauerbrenner der Liga. Seit 1997 spielen die Wolfsburger in der Bundesliga und wollen diese Saison wieder ganz oben angreifen. Magath  betonte: "Es ist meine Aufgabe, unsere Mannschaft so zu entwickeln, dass wir in den nächsten Jahren ständig zu den besten Mannschaften Deutschlands gehören." In der Tat große Ambitionen. Doch Magath hat schon oft bewiesen, dass er aus einer Mannschaft das Optimale rausholen kann, auch wenn man seine Methoden diskutieren kann.

Der große Kader gibt viel Qualität her, jedoch auch etliche Risiken. Es ist ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Misslingen. Verbessern sich die Wolfsburger nur leicht im Gegensatz zur Vorsaison, wovon auszugehen ist, werden sie vorne mitspielen. Passt alles sind die Wölfe ein ernsthafter Champions League Kandidat. Platz 4-8.

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