Freitag, 13. April 2012

Kevin Großkreutz-Fan im Trikot

Vor einigen Wochen hatten wir auf unserer Facebook-Seite ein Gewinnspiel veranstaltet. Der Gewinner durfte sich ein Artikel nach Wunsch aussuchen und bestimmte, dass wir uns mit dem Dortmunder Edelfan und hauptberuflichem Fußballspieler Kevin Großkreutz beschäftigen. Hier folgt der Artikel.


Von der Südtribüne zum Meistertitel-ein Fan wird Fußballer




Wenn man sich mit Kevin Großkreutz beschäftigt und darüber reflektiert, was man so mit ihm verbindet fällt einem vieles ein. Seine knausigen Interviews und mangelnden Gesangskünste zum Beispiel. Aber auch seine kämpferischen Fähigkeiten, mit den der Kilometer-Fresser der Dortmunder wieder einmal Arjen Robben das Leben schwer machte. Doch wer ist Großkreutz und was macht ihn so interessant/verhasst?


Klein Kevin


Als Kind spielte Großkreutz, geboren und aufgewachsen in Dortmund, bei den Dortmunder Vereinen DJK Rot-Weiß Obereving, VfL Kemminghausen, FC Merkur 07 und dem bekanntesten, Borussia Dortmund. 


Im Alter von 14 Jahren wechselte Kevin dann jedoch zu Rot Weiss Ahlen, wo er alle Jugendmannschaften durchlief und schließlich im Jahre 2006 Stammspieler in der 1. Mannschaft in der Regionalliga Nord wurde. Großkreutz war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt und feierte 2 Jahre später als 20-Jähriger den Aufstieg in die 2. Bundesliga, wo er gehörig für Wirbel sorgte. Als  Offensivspieler erzielte er 12 Tore und wurde vom Kicker in die Elf des Jahres gewählt. Am 24. Januar 2009 gab Großkreutz dann bekannt, dass er zurück zu seinem Kindheits-Verein nach Dortmund wechseln würde. Nach 95 Spielen und 23 Toren verließ Kevin im Sommer 2009 also die Ahlener und erfüllte sich seinen Traum, nämlich vor der Südtribüne für die Borussia zu spielen, anstatt sie von der Tribüne aus anzufeuern.


Seitdem hat Großkreutz 94 Partien für die Dortmunder bestritten, in denen er 20 Tore erzielt hat und es bis in den erweiterten Kader der Nationalmannschaft geschafft. 3 Partien im Dress mit dem Bundesadler stehen bis jetzt auf seinem Konto. Soweit die sportlichen Fakten. Niemand wird bezweifeln, dass Kevins sportliche Qualitäten außergewöhnlich sind und er mit seinem unermüdlichen Einsatz, seinem Kampfwillen und seiner "frischen" Art bei den Dortmunder Fans ankommt. So urteilte er einmal richtig:


"In Dortmund muss man immer mit Herz und Leidenschaft spielen. Das wollen die Fans sehen und das weiß auch jeder einzelne Spieler." 


Kaum einer verkörpert diese Eigenschaft so wie der Dortmunder Junge, wie er sich selbst gerne mit stolz bezeichnet. Doch natürlich gibt es immer zwei Seiten der Geschichte. Für "neutrale" Fans ist Großkreutz eine andere Person,  ein zweischneidiges Schwert und sowohl Fluch als auch Segen.


Kevin Kontrovers

Das Großkreutz ein Heißsporn ist werden selbst Dortmunder Fans kaum verneinen, und dies bringt natürlich auch Gefahren mit sich. So urteilte Kevin nach seiner unnötigen Provokation nach dem gewonnenen Pokalhalbfinale gegen den FC Schalke- sorry Mike Büskens und Asamoah- ach nein es war ja Greuther Fürth, folgendes:
 „Ich habe ein bisschen gejubelt. Das ist doch nicht verboten." 


Als er weiter konfrontiert wurde schaltete Kevin in den "beleidigte-Leberwurst  Modus":


 „Das passiert eben im Fußball.“

Sicherlich ist Kevin ein emotionaler Typ, er polarisiert. Dortmunder Fans entgegnen gerne er sei "einer, der das BVB-Emblem im Herzen trägt." Damit haben sie auch recht, es kann aber nicht alles, was er tut, gutheißen. Von daher schießt der 23-Jährige ab und an über das Ziel hinaus - und zwar meistens dann, wenn es um seinen "Lieblingsfeind" Schalke 04 geht. Großkreutz großes Problem ist hier, dass er in seinem "Adrenalin-Rausch" wie er ihn jüngst nach dem 1:0 Sieg gegen die Bayern bezeichnete, nicht unter Kontrolle hat.

In dem oft sehr emotionalen Fußball-Geschäft, wo unter einigen Fans die Einstellung herrscht "Emotionen gehören nun mal dazu"  oder  "Emotionen respektieren" ist es ratsam, sich unter Kontrolle zu haben. Dies gelingt Großkreutz ab und an nicht, und dies ist natürlich aus einem moralischem Winkel bedenkenswert, da Millionen vor dem Fernseher und im Stadion sitzen und den Eindruck bekommen könnten, dass der Kevin eben so ist, weil so ist das eben im Ruhrpott wo man den Fußball einfach lebt. Emotionen und Respekt in einem Satz sind eine gefährliche Mischung, nicht nur für Dortmunder Fans.

Hier muss man allerdings auch Bedenken, dass der Dortmunder ein gefundenes Fressen für Provokateure auf der Gegenseite ist. Asamoah war ein Experte darin Kevin vor dem Pokalspiel gegen die Fürther so aufzustacheln, dass man nach Spielschluss wirklich das Gefühl haben konnte, dass Dortmund gerade ein Revierderby gewonnen hatte- und dies rund 450 km vom Revier entfernt. 


Dies ging in der Berichterstattung der Medien allerdings vollkommen unter, da Asamoah seine Provokationen vor dem Spiel ausgeübt hatte, wo es anscheinend legitim ist, Stichwort Kriegsführung und Mind-Games, nach dem Spiel muss man jedoch Größe zeigen. Diese Haltung ist natürlich in vielerlei Maße absurd, jedoch könnte man ja auch mal hinterfragen, wieso man denn überhaupt bei einem Spiel wie Fußball von Krieg und Kriegs-Führung sprechen muss? Für einige Fußball-Fans mag Sport Krieg sein, vielleicht sollte man diesen aber auch mal die richtige Welt vor Augen führen, wo dieser "Schwanz-Vergleich" schon fast provinziell wirkt, wenn wir die wirklichen Probleme auf diesem Planeten einmal betrachten.

Ein Spieler wie Großkreutz muss natürlich noch viel lernen, jedoch ist es wichtig hervorzuheben, dass er nicht der einzige ist, der sein Verhalten nach Spielschluss ab und an überdenken sollte. Vielleicht weil Kevin leicht als der "Ruhrpott-Assi" der von der Tribüne in die Startelf stürmte darzustellen ist?

Kevin und die Südtribüne


Noch vor kurzer Zeit war Kevin Großkreutz nämlich ein treuer Fan, der bei jedem Dortmunder Heimspiel auf der Südtribüne stand. Großkreutz liebt die Südtribüne und stand lange in  Block Nummer 13 mit seinen Freunden von wo er sein Team anfeuerte, die Borussia aus Dortmund. Dies muss man natürlich auch im Kopf haben, wenn man sein Urteil über Großkreutz fällt.
Man stelle sich vor man spiele auf einmal für seinen Lieblingsverein in München, Hannover. So geht es Großkreutz in seinem alltäglichen Leben. Während andere "einen Film schieben" was sie gerne wären hat sich Kevin diesen Traum erfüllt und lebt den Film.


Mit vier Jahren besuchte er das erste mal das Stadion, das damals noch Westfalenstadion hieß, und wie es dann ja immer so schön heißt "verliebte" er sich unsterblich in den BVB. In der Saison 1994/95, im Alter von sechs Jahren, bekam er sein erstes Trikot, wie er gerne stolz erzählt. Anderen bekamen die ersten Matchbox-Modellautos, Kevin bekam ein Dortmund-Trikot.


Selbstverständlich hatte Kevins erstes Dortmund Trikot auch keine Beflockung auf dem Rücken. Denn Großkreutz hatte keinen Lieblingsspieler, er liebte ja den Verein und dieser steht natürlich über allem, wie er gerne predigt. Mit acht Jahren verlor Kevin dann endgültig seine Unschuld und besaß eine Dauerkarte,später reiste später auf die meisten Auswärtsspiele mit. Er war in Mailand und Rotterdam, bis er im August auf einmal im August 2009 selber auf dem Platz stand. 


Kevin Großkreutz steht also bildlich für alle Fans der Südtribüne und ist damit anders als viele Fußball-Profis, die den Verein wechseln und dann in die Kameras sprechen, dass sie ja schon immer davon geträumt hätten für diesen Verein zu spielen. Großkreutz ist nicht aufgesetzt, er ist so. Es würde einen nicht verwundern, wenn er mit Dortmund Trikot schlafen würde und sich fast schon penetrant weigern würde blau-weiße Kleidung zu tragen. Natürlich lieben die Dortmunder Fans so einen Typen, man bedenke, dass wir in Zeiten   von Manchester City und Chelsea sowie Red Bull Leipzig leben. Auch darf man nicht vergessen, dass es in der Bundesliga schon fast ein Novum wäre einen Stimmungsmacher im Stadion in den Aufsichtsrat zu wählen, wie der Hamburger SV feststellen musste. Großkreutz polarisiert, weil er anders, direkter und unbedachter ist.


Kevin goes Bundesliga


Wieder muss man sich dies aus der Perspektive von Großkreutz vorstellen, derjenige dem er vor kurzem noch zugejubelt hatte, war er auf einmal selber. Andere würden vielleicht ihre Wurzeln vergessen und "abheben", das kann man Großkreutz auf jeden Fall nicht vorwerfen. Er ist neben Manuel Neuer (Ex-Schalke 04, nun Bayern München) der einzige Bundesligaprofi, der zu seiner Vereins-Liebe öffentlich steht, von daher wird sie von sowohl Fans auch als Medien gerne missbraucht. 


Viel kann man über Großkreutz sagen, aber seine Geschichte bringt auch eine gewisse Romantik mit sich. Kevin hatte den gleichen Traum, wie viele kleine Jungen, die ihren Verein anfeuern-er wollte einer von diesen Spielern dort auf dem Rasen werden. Der Unterschied ist, dass er es wurde. Er muss nach den Spielen nicht mehr am Zaun auf Autogramme warten, er gibt Autogramme.

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