Freitag, 6. April 2012

Das Rudelbildung Interview mit 6 Punkte Spiel

Wie ihr sicherlich bemerkt habt, ist einer unserer Lieblingsblogs der von 6 Punkte Spiel. Am vergangenen Wochenende konntet ihr hier seine statistische Analyse zum Spiel Wolfsburg-Hamburg genießen. Weil wir den Blog so klasse finden haben wir ein Interview arrangiert um euch diesen hervorragenden Blogger etwas näher zu bringen. 

Rudelbildung: Wir kommen nicht drum rum, erzähl doch mal ein wenig über dich und die Idee des Blogs.


6ps: Ich bin momentan noch am studieren, aber werde dieses Jahr fertig werden. Was genau danach kommt, mal gucken. Zu meinen Hobbies gehören die amerikanischen Sportarten, speziell Basketball und American Football. Und dort ist auch meine Idee bzw. die Lust auf meinen Blog geboren. Beispielsweise spiele ich u.a. Fantasy Football (Managerspiel für American Football ein bisschen wie comunio.de) auf espn.com und dort werden während der Saison Woche für Woche Spieler statistisch untersucht, um die bestmögliche Aufstellung für die User zu entwickeln. Hab Statistiken schon immer gemocht und da kam dann die Idee, diesen Ansatz auf den deutschen Fußball zu übertragen. 


Rudelbildung: Wieso gerade Statistiken?


6ps: Wenn wir mal die Fußballberichterstattung von vor 5-10 Jahren nehmen, dann kann ich mich nur an persönliche Meinungen von Kommentatoren und Experten erinnern. Und wenn ein Stürmer, der fünf Spiele hintereinander 1-2 Tore schießt, dann 3 Spiele nicht trifft, obwohl seine Mannschaft gewinnt, dann befindet er sich in einer Krise. In Wirklichkeit haben sich Teams mit mehr als einem Gegenspieler auf diesen Spieler konzentriert und so Räume für die Mitspieler des Stürmers geöffnet, die diese ausnutzen konnten. Subjektive Meinungen übersehen solche Phänomene. Statistiken nicht. Sie sind objektiv und basieren nicht auf persönlichen Meinungen. Mein Lieblings-Blog spielverlagerung.de verfolgt ein ähnliches Prinzip und erklärt, wie sich Formationen und Spieler bewegen und verschieben. Das sind keine Meinungen, sondern einfach reale Beobachtungen wie Statistiken.

In den letzten 1-2 Jahren sind ja auch für die Bundesliga-Mannschaften Statistiken immer mehr in den Fokus gerückt und manche haben nun ihre eigene Statistik-Abteilung. Zudem glaube ich, das Statistiken „the next big thing“ abseits des Spielfeldes (nach neuen Trainingsmethoden a la Klinsmann) für Fußballmannschaften sein werden, also Laufwege, Passstatistiken usw. Dies wird in den USA schon lange gemacht. Ich glaube zwar nicht, dass Fußball ähnlich „statistisch-erklärbar“ wie z.B. Baseball ist, dennoch kann eine Kaderzusammenstellung auch auf Statistiken basieren, wie es Brad Pitt im Film „Moneyball“ mit seinem Baseball-Team macht. Übrigens ein sehr guter Film, wenn es um Sport und Statistiken geht.


Rudelbildung: Wie lässt sich mit diesen am besten arbeiten und welche Hilfsmittel nimmt man dort zur Hilfe?


6ps: Auf bundesliga.de gibt es ein paar Statistiken, die ich vergleiche und auf die Saison für jedes Team herunterbreche. Dazu benutze ich ganz klassisch Excel und habe im ersten Moment einen Berg an Zahlen vor mir. Diese werte ich dann in Grafiken aus und dort lassen sich dann Auffälligkeiten ausmachen. Ich habe leider erst spät diese Saison damit angefangen, aber nächste Saison werde ich meinen Blog noch interessanter machen und Trends in den Statistiken noch besser untersuchen können, wenn ich von Anfang an dabei bin.



Rudelbildung: Statistiken haben natürlich ein gewisses Risiko. Ein Verteidiger kann wie Rajkovic gegen Stuttgart ja 60% seiner Zweikämpfe gewinnen aber eben auch drei Gegentore verschulden. Was ist also dein Zugang zu Statistiken?


6ps: Das ist absolut richtig. Statistiken sind nicht fehlerfrei. Ein Verteidiger kann sogar alle bis auf einen Zweikampf gewinnen, womit er statistisch überragt. Nur wenn dieser eine Zweikampf, der Unterschied bei einer 0:1 Niederlage ist, dann hilft auch keine Statistik. Ein statistisch kleiner Fehler ist dann ein realer großer Fehler. Aber was Statistiken können, ist in meiner Analyse ersichtlich. Z.B. den Unterschied den Torsten Fink beim HSV mit seinem Spielsystem ausmacht. Momentan stimmen auch damit die Ergebnisse nicht, aber dennoch sind da einfach andere Spielphilosophien zwischen Michael Oenning und Fink ersichtlich. Wenn ein Experte dann sagt „Unter Fink spielen die Hamburger dominanter“ dann reicht mir das persönlich nicht. Wenn ich wüsste dass sich der Ballbesitz stark erhöht hat, dann beweist es diese Aussage und macht sie für mich auch akzeptabel. Experten sollten ihre Meinungen mehr mit Statistiken beweisen, das würde ihrer Meinung ja nur noch mehr Gewicht geben.



Rudelbildung: Gibt es eine Mannschaft, die du besonders gerne verfolgst?


6ps: Ganz ehrlich, ich bin da nicht so der Hardcore-Fan eines Teams. Mir gefällt der FC St. Pauli, aber ich hab nie eine Dauerkarte besessen, werde ich auch nicht. Ich genieße eher guten Fußball, schöne Tore usw. Die einzige Mannschaft bei der für mich die Welt für 90 Minuten stehen bleibt, ist die deutsche Nationalmannschaft. 



Rudelbildung: Welche Statistik sagt für dich am meisten aus und welche wird im Fußball unterschätzt?


6ps: Für beide Fragen eine Antwort: Ballkontakte. Mit der Statistik lässt sich ausdrücken, welches Team dominanter und/oder schneller spielt, wo sich der Ball am meisten aufhält (z.B. Innen oder Außen), welche Spieler den Ball am häufigsten hat und somit den Puls vorgibt, wie die Stürmer im Spiel integriert sind und wer mit wie vielen Ballkontakten am meisten macht.

Auf dem 2. Rang liegt dann Torschüsse innerhalb des Strafraums. Es wird unterschätzt, wie viel diese Statistik aussagt. Klar, Tore können auch aus 30 Metern erzielt werden, aber wie häufig passiert das? Außer Juninho in seiner Hochzeit bei Olympique Lyon kann ich mich an wenig Spieler erinnern, die jedes Spiel mindestens einen gefährlichen Schuss aus 16 Metern oder mehr abgegeben haben. Torschüsse innerhalb des Strafraums sagen aus, wie ein Team sich in den Strafraum kombiniert und sich gute Chance erarbeitet, aber auch wie gut ein Team defensiv steht. Denn Weitschüsse sind oft Verzweiflungsversuche, wenn der Gegner in der Mitte zu gut steht.



Rudelbildung: Und zuletzt-wann sehen wir für die Ran-Datenbank arbeiten und könntest du dir so einen Job vorstellen?


6ps: Wann weiß ich nicht, aber vorstellen könnte ich es mir sehr, sehr gut. Ein Hobby wie Fuball als Job, dann noch mit meiner Affinität zu Statistiken? Auf jeden Fall, da hätte ich eine Menge Spaß.






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