Sonntag, 4. März 2012

Die Rudelbildung Rückschau zum 24. Spieltag Teil 1

Das war deftig. Stuttgart schießt den HSV mit 4:0 aus dem eigenen Stadion und feiert damit seinen ersten Auswärtssieg seit mehr als 5 Monaten. Es war gleichzeitig der erste Sieg an der Elbe seit 2007. Für die Hamburger war es die zweithöchste Heimniederlage aller Zeiten- nur beim 0:5 gegen die Bayern 1974 verlor man höher. 

Keiner der User auf unserer Facebook-Seite hatte auf einen Sieg für die Stuttgarter getippt, Rudelbildung inklusive. Doch die Stuttgarter nahmen den Hamburger SV auseinander und beendeten damit die Serie von 6 Auswärtsniederlagen in Folge. 
Schauen wir uns einige der Hauptfaktoren für den Stuttgarter Kantersieg an.


Ideenlose Hamburger:

Anders als noch beim 1:1 in Gladbach fehlte dem HSV der Mut und die Courage um Stuttgart ernsthaft in Gefahr zu bringen. Das die Hamburger den ersten Torschuss in der 43. Minute zu verzeichnen hatte sagt eigentlich alles. 3 Schüsse aufs Tor waren es nach 90 Minuten, die Stuttgarter hatten 7 zu verzeichnen. Thorsten Fink reagierte zu recht schon in der 41. Minute und nahm Rincon vom Feld um mit Arslan mehr Druck zu machen, doch auch diese Maßnahme verpuffte. Insgesamt war der HSV zu lethargisch und und spielte während der gesamten 90 Minuten ohne Inspiration und Druck. 

Stuttgart unterband die Bemühungen der Hamburger oft schon frühzeitig und überließ ihnen nicht  wie erwartet die Initiative. 51% Ballbesitz für die Hamburger ist eine schwache Quote, wenn man sich in Erinnerung ruft, das der HSV gegen jeden Gegner dominant auftreten will. 

Außerdem hatte der HSV viel zu viele Fehlpässe in seinem Spiel, 23% waren es gestern, und konnte so nie einen richtigen Spielfluss entwickeln. Das der VFB als Konterteam nach Spielschluss eine bessere Passquote vorweisen konnte sagt viel über das marode Hamburger offensivspiel.


Effektive Stuttgarter:

7 Torschüsse hatten die Stuttgarter, 4 mal trafen sie. Dazu kamen gute 79% der Pässe an, eine sehr ordentliche Quote für eine Konter-Truppe. 

Labbadia stellte sein Team gut ein:

Da die Hamburger in ihrem flachen 4-4-2 zumeist über die Flügel angreifen stellte Labbadia diese wirkungsvoll zu. Sala und Ilicevic sahen kaum einen Stich, auf der anderen Seite konterten die Stuttgarter über Harnik und Okazaki immer wieder und in der Mitte waren Westermann und Rajkovic mit Ibisevic überfordert. 

Außerdem unterbanden die Stuttgarter mit vielen kleinen Fouls immer wieder den Spielfluss der Hamburger. 28 Fouls waren es am Ende, nur drei gelbe Karten trugen die Stuttgarter davon. Ein vielleicht nicht schönes, aber wirksames Mittel.



Der Stuttgarter Trainer fasste es nach Spielschluss gut zusammen:

"Wir haben, was die taktische Geschlossenheit angeht, ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht und auch verdient gewonnen."





Der rabenschwarze Tag des Slobodan Rajkovic:

Der Serbe erwischte einen katastrophalen Tag. Beim 1:0 ließ er sich von Ibisevic austanzen, obendrein verschuldete er beide Elfmeter. 60% gewonnene Zweikämpfe waren viel zu wenig, und von seinen 10 verlorenen Zweikämpfen waren 3 spielentscheidend.  Mit Abstand der schwächste Mann auf dem Platz.



Lauffaule Hamburger:

104 Kilometer liefen die Hamburger gestern, ein unterirdischer Wert. Die Stuttgarter liefen 12 Kilometer mehr als der HSV, und selbst ihre Bilanz ist nur Bundesliga-Durchschnitt. Dem HSV fehlte nicht nur das spielerische Element, sondern auch der Kampfgeist und Wille. 

Stuttgart war hingegen alles in die Waagschale, der VFB absolvierte viel mehr intensive Läufe als die Hamburger, und war generell in seinem Tempo immer eine Klasse über dem HSV.

Das Duell Harnik gegen Jansen:

Da Aogo verletzt ausfiel übernahm Jansen den Part als Linksverteidiger. Die Stuttgarter nutzen Jansens Defensivschwächen gnadenlos aus. Jansen gewann nur 50% seiner Zweikämpfe und war unterirdisch am Ball-seine Fehlpass-Quote betrug sagenhaften 48%.

Harnik hingegen machte seine Aufgabe sehr gut, er holte einen Elfmeter heraus und krönte seine gute Leistung mit dem 4:0 kurz vor Schluss. Außerdem spulte er die meisten Kilometer aller Spieler ab und hatten die meisten intensiven Läufe. Harnik arbeitete sich den Hintern wund und belohnte sich dafür. Ein Sinnbild des VFB gestern.

Der Rudelbildung Spieler des Spiels:


Tomas Hajnal. Kritisierten wir die Aufstellung des kleinen Spielmachers in unserer Vorschau noch so strafte Bruno Labbadia uns lügen. 

Hajnal war nach Harnik der Spieler mit den meisten intensiven Läufen und war zusammen mit Ibisevic der Spieler mit den meisten Torschüssen. Dazu legte er für 4 Torschüsse auf und zog sich immer wieder clever auf die Außenbahnen um dort für Überzahl zu sorgen und die Fäden zu ziehen. Hajnal machte also in gewisser Masse "den Müller" und strafte unser Vorschau lügen. 

Auch fiel auf, dass Stuttgart Hajnal nicht so oft einsetzte wie man vielleicht  von einem 10ner vermuten konnte. Hajnal hatte in seinen 75. Minuten nur 50 Ballkontakte und spielte wesentlich weniger Pässe als William Kvist. Doch was Hajnal machte hatte Hand und Fuß, und wir salutieren vor dem kleinen Spielmacher.


Fazit: 

Die Heimschwäche der Hamburger setzt sich fort und nimmt bedrohliche Ausmaße an. Nur 2 Heimsiege aus 13 Spielen, Platz 18 in der Heimtabelle. Drei Spiele verlor der HSV unter Fink in der Liga -alle drei zuhause (1:5 gegen Dortmund, 1:3 gegen Bremen und nun 0:4 gegen Stuttgart), während man Auswärts seit 8 Spielen ungeschlagen ist. Dauerkarteninhaber des HSV können einem leid tun. Obendrein verlor man auch noch Paolo Guerrero nach seiner Wahnsinns-Grätsche gegen Ulreich. Es wird interessant zu sehen wie hart der Peruaner für diese rücksichtslose Aktion gesperrt wird.

Der VFB zeigte eindrucksvoll wie man als gut vorbereitetes Team das Konzept der Hamburger auseinander nehmen kann. Dies war vorher auch schon den Dortmundern und den Bremern eindrucksvoll gelungen. Daher ist viel Wahrheit in den Worten von Thorsten Fink als er nach Spielende zu Protokoll gab:

"Natürlich haben die Stuttgarter ein gutes Spiel gemacht. Meine Spieler haben nicht mit der Leidenschaft gespielt, wie ich mir das vorstelle. Wir haben die entscheidenden Zweikämpfe und zweiten Bälle nicht gewonnen - dann kann man Spiele nicht gewinnen. Aber ich will auch nicht zu kritisch sein. Wir gehören da hin, wo wir im Moment stehen. Weil wir vielleicht auch nicht besser sind, sonst könnten wir noch konstanter spielen."

Ein schönes Schlusswort. 










Keine Kommentare: