Sonntag, 12. Februar 2012

Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein...

Die launische Diva ist zurück, Spötter würden sagen besser als jemals zuvor. Schrauben wir die Uhr ein paar Jahre zurück:


Saison 2003/2004, Hans Meyer rettet die Hertha vor dem Abstieg. In der folgenden Saison belegt die Mannschaft unter Falko Götz den 4. Rang, hätte man das letzte Heimspiel gegen Hannover gewonnen wäre sogar die Champions League Qualifikation möglich gewesen. Die darauf folgende Saison, 2005/2006 beendete man als 6, während man in der anschließenden Saison 10. wurde.

Es kam die Saison 2007/2008 und ein gewisser Lucien Favre übernahm das Kommando in der Hauptstadt. Auch in dieser Saison wurde man 10. und qualifizierte sich über die Fairplaywertung für den UEFA-Pokal. In der darauffolgenden Saison war die Hertha lange Zeit Tabellenführer und beendete die Saison auf einem Europa League Platz. 

Doch die Zeiten änderten sich. Im Juni 2009 übernahm Michael Preetz den Posten des Managers von Dieter Hoeneß, drei Monate später wurde Erfolgstrainer Lucien Favre entlassen. Berliner Größenwahn. Am Ende stieg die Herha in die 2. Bundesliga ab.

In der darauffolgenden Saison stieg man mit neuem Trainer Markus Babbel und dem qualitativ besten Kader der 2. Liga direkt wieder auf in die Bundesliga. Hier überzeugte man gerade zu beginn der Saison mit ansehnlichem Fußball. Gerade bei den Spielen in Hamburg (2:2) und in Dortmund (2:1) mischte der Aufsteiger die Liga auf. Doch es wurde schmutzig, Preetz und Hertha Trainer Babbel unterstellten ihrem Gegenüber die Unwahrheit zu sagen und Babbel wurde gefeuert, weil er seinen Vertrag nicht verlängern wollte. Michael Skibbe übernahm.

Michael Skibbe. Der Name weckt bei vielen Fußballfans sicherlich Erinnerungen an seine Zeit bei Eintracht Frankfurt, wo man nach einer guten Hinrunde (Platz 7) in den ersten 10 Rückrundenbegnungen nur 5 Punkte holte und am Ende abstieg. Das war letzte Saison. Auch in seiner Zeit als Leverkusen Trainer wurde Skibbe nach einer schwachen Rückrunde entlassen.

Man kann sich also Fragen, ob es nicht milde gesagt ironisch ist, dass man als "Retter" jemanden wählt, der letzte Saison nach einer guten Vorrunde mit seiner Mannschaft brutal abstürzte. Michael Preetz konnte dies nicht abschrecken.

52 Tage später war Skibbe Geschichte und Preetz sprach von einem "Fehler", da:

„der erhoffte Erfolg hat sich nicht eingestellt. Wenn ich das Gefühl habe, an einem Punkt zu sein, wo wir nicht mehr weiterkommen, dann muss ich handeln.”

Das es auch anders geht bewies Hannover 96, wo Mirko Slomka seine ersten 6 Spiele als Hannover Trainer allesamt verlor. Man schaue in was für Gefilden Hannover 96 sich jetzt befindet. Doch Preetz vertraute seinem Gefühl und überlegte zu handeln. Und das tat er. 

Wieso hat Preetz aber nicht die Eier zurück zu treten? O-Ton Preetz:

„Ich hinterfrage mich. Wir hatten in meinem Zeitraum vier Trainer, möchten gerne kontinuierlich arbeiten, haben das aber nicht hinbekommen.Ich bin ein Kämpfer, bin keiner, der wegläuft. Ich habe meinen Fehler eingeräumt. Das macht nicht jeder!”

Dem mag so sein, aber das eine ist es einen Fehler einzugestehen, das andere auch die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.

Preetz entließ Favre nach einem schlechten Start nach 2 überaus erfolgreichen Jahren und Skibbe nach 5 Spieltagen. Die Art und Weise wie Hertha auftrat gibt ihm dafür auch allen Grund, Zitat Skibbe nach dem 0:5 gegen den VFB Stuttgart gestern: 

"Ich bin schrecklich enttäuscht von der Vorstellung, die wir abgeliefert haben. Nach dem 0:1 haben wir uns bis zur Halbzeit nicht mehr gewehrt und uns ergeben. Die erste Halbzeit war die schlimmste, die ich je als Trainer erlebt habe. Das war so schlecht, dass man dafür kaum Worte findet."

Doch dann muss Preetz auch selber die Konsequenzen ziehen und zurück treten - er hat Skibbe eingestellt und lag fürchterlich daneben. Es war nicht das erste Mal.

Der 11. Februar ist der  „Europäische Tag des Notrufs 112“ - in Berlin kann man dies nicht erst seit gestern genau so unterschreiben.

1 Kommentar:

Christopher hat gesagt…

Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber Deutschland ist doch das einzige Fußballland mit einer blamablen Hauptstadtmannschaft (Damit meine ich über die letzten paar Jahre). Es muss ja nicht gleich eine Rekordmeister sein, aber da erwartet man schon etwas besseres. Arsenal London, AS ROM, PSG und wie sie alle heißen.

Aber zum Thema: Ich denke generell wird viel zu schnell der Trainer entlassen und nur sehr selten der Manager. Wie im Artikel erwähnt wird, hat dieser meistens den Trainer eingestellt und trägt somit Mitverantwortung. Klar, jeder Manager kann mal einen Fehlgrifff machen, aber schon beim zweiten Mal sollte der Stuhl zum Wackeln anfangen.

Nur gibts dann ein Problem: wie ersetze ich erfolgreich einen Manager mitten in der Saison, ohne das Team negativ zu beeinflussen. Ich sehe einen Manager als Rückrat des Vereins oder noch besser als Kommandozentrale. Wenn man die austauscht, muss der Ersatz schon eingespielt sein. Das ginge im Falle der Hertha meiner Meinung nach nur mit einer Rückkehr von Dieter Hoeneß, also jemand der den gleichen Posten in dem Verein schon hatte. Ist meistens nicht machbar. Und das Risiko einen neuen Manager zu holen zu groß. Zumal man jemanden braucht, der mit dem derzeitigen Trainer gut zusammenarbeiten kann oder einen neuen mitbringt. Anders wäre es natürlich am Saisonende. Zu diesem Zeitpunkt kann man solche Wechsel am besten durchziehen, da der neue Manager dann eine gewisse Eingewöhnungszeit hat und mehr oder weniger von Null anfangen kann. Viele Manager und Trainer leiden ja auch unter den Entscheidungen und ihrer Vorgänger.

Eine ganz andere, und meiner Meinung nach beste, Option wäre die Posten des Manager und Trainers zusammenzulegen, was zum Beispiel in England normal ist. Das widerspricht zwar im Falle eines Wechsels während der Saison den vorherigen Absatz, jedoch ist das Risiko kleiner, da man nicht auf eine gute Harmonie zwischen Trainer und Manager achten muss, wenn beide ein und dieselbe Person sind. Es macht die Führung eines Teams leichter und man hat beim Neubesetzen der Position ein neues Gesamtpaket. Den Fall in Berlin gäbe es dann nicht mehr. Es würde kein Manager trotz mehrerer Fehlentscheidungen jahrelang munter neue Trainer verpflichten. Es macht einfach Sinn diese zwei Positionen zusammenzulegen.

Hat das eigentlich schonmal ein Fußballverein in Deutschland versucht? Magath glaube ich mal?