Samstag, 18. August 2012

Die Rudelbildung Saisonvorschau: Bayer Leverkusen

Platz fünf in der Vorsaison und trotzdem eine der großen Enttäuschungen der Saison. Die Rede ist nicht vom FC Bayern, sondern von Bayer Leverkusen. Nachdem man sich vermeintlich als dritte Kraft, vor einigen Jahren sprach man sogar von der zweiten Kraft, hinter den Bayern, etabliert hatte endeten die großen Träume abrupt. Das Experiment mit Robin Dutt, der den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte als Saisonziel ausgerufen hatte, scheiterte radikal. Am Ende belegte man nach einem starken Schlussspurt noch den fünften Rang. Mit dem neuen Trainerduo Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä werden nun kleinere Brötchen gebacken. Auf jeden Fall offiziell. Aber ist dem wirklich so? Teil vierzehn der Rudelbildung Saisonvorschau.

Neuzugänge und Abgänge

Ein kleinerer Generationswechsel wurde bei Bayer 04 vollzogen. Mit Innenverteidiger Wollscheid, dem jungen Angreifer Fernandes und dem Rechtsverteidiger Daniel Carvajal kamen drei junge Spieler. Allesamt in der gehobenen Preisklasse. So veranschlagten diese drei Transfers staatliche 13,5 Millionen Euro.

Dafür verabschiedete man auch etliche etablierte, und Spitzenverdiener, im Kader. Rene Adler ging zum HSV, Barnetta nach Gelsenkirchen, während Michael Ballack sich noch auf Vereinssuche befindet. Im Sturm gab man Eren Derdiyok nach Hoffenheim ab.

Taktik

Neue Trainer, neues System. Während Dutt zumeist aus einem 4-2-3-1 (re-) agieren ließ spielen die Leverkusener nun in einem 4-3-3 System. Die Außenverteidiger agieren in diesem System sehr offensiv und werden von dem einzigen Sechser, und je nach Situation den anderen beiden Mittelfeldspielern, abgesichert. Das Mittelfeld wurde mit Castro und Rolfes in den bisherigen Spielen bewusst defensiv besetzt, welches Kadlec und Schwaab auf den Außen viele Freiheiten gab. Mit Spielern wie Bender und Castro setzt man auf laustarke Spieler, gerade Bender ist eine der Pferdelungen der ersten Liga. Vorne hat man mit Kießling einen arbeitenden Stoßstürmer.

Testspiele

Auch die Leverkusener bestritten, ähnlich wie die Stuttgarter, verhältnismäßig wenig Testspiele. Acht Stück waren es an der Zahl, jedoch gegen hochklassige Gegner. So verwundert es auch nicht, dass die Ergebnisse durchwachsen ausfielen. Den MSV Duisburg schlug man überzeugend mit 5:1, um danach gegen den belgischen Klub KAA Gent mit 0:1 zu unterliegen. Es  folgte wieder ein Sieg, gegen Kickers Offenbach (3:0), doch dann folgten zwei Pleiten in Serie. So unterlag man sowohl dem FC Augsburg (0:2) als auch dem SSC Neapel (1:2). Wie sprunghaft die Ergebnisse von Bayer sind zeigten das nächste Testspiel, wo man den Zweitligisten FSV Frankfurt mit 7:1 vom Platz fegte. Zum Abschluss verlor man im Höhepunkt der Vorbereitung mit 1:3 gegen den FC Liverpool.

Baustellen

Der wichtigste Faktor ist das Zusammenspiel zwischen der Mannschaft und dem Trainer (-Duo). Mit Robin Dutt scheiterte ein talentierter Trainer an den launischen Stars unterm Bayer-Kreuz. Die neuen Lewandowski und Hyypiä scheinen die gute Laune zurück nach Leverkusen gebracht zu haben. Doch wehe, wenn die Ergebnisse ausbleiben.

Heimschwäche: Leverkusen belegte in der Heimtabelle nur Platz 9. Will man sich oben einmischen muss man auch Zuhause konstanter werden.

Leverkusen verfügt nur über 21 gestandene Spieler in seinem Kader. Wenig für eine Mannschaft, die lange auf drei Hochzeiten tanzen will.

Es ist nicht wenig, was die neuen Trainer von ihrem Team erwarten. Es ist ein Sinneswandel: Weg vom reagieren und Gegner orientiertem Spiel unter Dutt, hin zu einer Spielweise, wo man agiert, schnell umschaltet und nach vorne spielt. So etwas benötigt Zeit.

Wenn Kießling sich verletzt verfügt man über keinen Ersatz. Fernandes ist ein anderer Spielertyp, mit Derdiyok hat man den Ersatz verkauft.

Stärke

Kaum ein Kader verfügt über soviel Talent wie die Leverkusener. Auf dem Papier ist die Werkself ein Champions League Aspirant.

84 Prozent aller Leverkusener Tore wurden in der Vorsaison von deutschen Spielern erzielt. Wenige Vereine verfügen über so viele deutsche Spieler wie die Leverkusener. Erleichtert die Kommunikation auf dem Platz erheblich.

Mit Stefan Kießling verfügt man über einen Stürmer, der Tore garantiert. Kann Kießling die Form der Rückrunde, 13 Treffer in 16 Begegnungen bestätigen, ist Leverkusen auf einem guten Weg.

Nur Stuttgart und Dortmund erzielten mehr Tore nach ruhenden Bällen (Elfmeter nicht eingerechnet).

Gerade in der Offensive verfügt man über etliche Möglichkeiten. Sam, Augusto, Schürrle, Kießling und Bellarabi streiten sich um drei Plätze. Das selbe gilt im Mittelfeld, wo man auf Rolfes, Castro, Bender, Hosogai und Reinartz verfügt.

Positives Überraschungspotential

Karim Bellarabi ist bis jetzt die Überraschung der Vorbereitung. Nachdem sich der junge Flügelspieler in der Vorsaison nicht durchsetzen konnte drängt er nun in die Startelf. Mit seiner guten Leistung gegen Jena spricht wenig dafür, dass er den ersten Spieltag von der Bank aus verfolgt.

Potentieller Gefahrenherd

Stefan Kießling ist kaum zu ersetzen.

Und gelingt der Start nicht wird auch das, noch beliebte, Trainerduo in die Schusslinie geraten. Leverkusen hat nicht umsonst eine der Mächtigsten Umkleidekabinen der Bundesliga. Das hat sich auch mit den Abgängen nicht geändert.

Mögliche Startelf

Leno - Schwaab, Manuel Friedrich, Wollscheid, Kadlec - Castro  - Rolfes, Lars Bender - Bellarabi, Schürrle - Kießling 

Prognose

In den letzten 27 Jahren landete Leverkusen nur zweimal nicht in der oberen Tabellenhälfte. Diese Statistik verdeutlicht, dass man im Falle von Bayer 04 von einem etablierten Spitzenteam spricht.

Das Ziel wurde vom Trainerduo klar formuliert, man will in die Europa League. Das Talent ist zweifelsohne vorhanden, hier ist man den Konkurrenten Stuttgart, Hoffenheim und Hannover voraus. Wer Leverkusen kennt weiß jedoch auch, dass man mit einem Auge natürlich Richtung Champions League schielt. Der vierte Tabellenplatz ist offen und sollte umkämpft sein,  hier kommt man nicht um den Namen Leverkusen herum. Wenn das Trainer-Duo die Truppe bei Laune halten kann und man von Verletzungen verschont bleibt, ist mehr als ein Platz in der Europa League drin. Platz 3-6.

2 Kommentare:

ode. hat gesagt…

Ich bin so skeptisch wie seit Jahren nicht mehr. Talent war immer viel da bei Bayer. Dieses Jahr scheint mir fast zu viel Talent. Muss jemand wie Arne Friedrich den erfahrenen Wolf machen?

Ich nehm es dem Team immer noch krum, dass sie einen so grandiosen Trainer gechasst haben. Jetzt muss das Team erstmal beweisen, dass es was kann. Und das Trainer-Duo ebenfalls... Dutt hat die Taktikfuchs-Latte recht hoch gelegt...

Rudelbildung hat gesagt…

Ich kann die Skepsis gut nachvollziehen. Auf dem Papier ist es eine sehr talentierte Elf, die um einen Champions League Platz mitspielen muss. Sehe wie du auch ein wenig ein Leader-Problem, das ich erst ansprechen wollte. Dachte dann aber, dass man mit Rolfes, Kießling, Bender, Kadlec und Friedrich eigentlich genügend Typen vorhanden hat.

Mit Dutt hatte man letzte Saison einen Top-Trainer, der aber leider nicht durchgedrungen ist. Das ist sicherlich das größte Problem, das Zusammenspiel zwischen Trainer und Team. Bis jetzt passt es mit dem neuen Duo, aber wer weiß, wie es nach einem eventuellen Fehlstart aussieht.