Sonntag, 3. Juni 2012

Die Transferpolitik der Dortmunder und Bayern im Vergleich Teil 1

Nachdem sich heute die große Nachricht verbreitete, dass Mats Hummels seinen Vertrag vorzeitig bis 2017 verlängert hat, war der Anlass gegeben einen generellen Artikel über die Einkaufspolitik der beiden Branchenführer in Deutschland zu veröffentlichen. Den Anfang macht der Rekordmeister aus München.

Die verfehlte Einkaufspolitik der Bayern

Oft wurde in den letzten Wochen auf dieser Seite hervorgehoben, dass die Einkaufspolitik der Bayern in den letzten Jahren mangelhaft war. Die Bestätigung dieser These sieht man nun in gewissem Maße darin, dass wieder einmal das Festgeldkonto angezapft wird um die Mannschaft zu verstärken. Ob dies die grundsätzlichen Probleme allerdings löst ist eine andere Frage.

Um es von Beginn an festzuhalten: Fehleinkäufe im Fußball sind so normal wie Regentage in England. Deswegen muss man vorsichtig sein und die Bayern nicht anders zu bewerten, als jeden anderen Verein. Es ist jedoch trotzdem auffällig, wie viele Fehleinkäufe der FCB in den letzten Jahren getätigt  hat. Genauso muss man hervorheben was für Summen für Fehleinkäufe bezahlt wurden.

Nicht lange ist es her, sechs Jahre um genau zu sein, dass man den letzten radikalen Umbruch beim Rekordmeister startete. Spieler wie Luca Toni, Franck Ribery und Miro Klose kamen dort unter anderem. Insgesamt verpflichtete der FC Bayern zehn neue Spieler und gab, die für deutsche Verhältnisse, wahnsinnige Summe von 88 Millionen aus. Da die Bayern sich dies finanziell, aufgrund ihrer guten wirtschaftlichen Lage, erlauben können sei dem nicht soviel entgegen zu stellen, besonders da man auch mehr als 30 Millionen einnahm, unter anderen durch den Verkauf von Owen Hargreaves. Doch auch andere kamen in diesem Sommer.

Der FC Bayern investierte nämlich auch 37 Millionen Ablöse in vier Spieler, die getrost als Flops bezeichnet werden können: Breno, Marcell Jansen, Jose Sosa und Jan Schlaudraff.

Dies lässt sich für die nächsten 3-4 Jahre beliebig fortsetzen. Schlaudraff und Jansen wurden die Saison danach sofort verkauft, es kam ein Spieler wie Tim Borowski. Talentierte Spieler wie Hummels und Kroos wurden verliehen und verkauft, Führungsspieler wie Kahn, Sagnol, Scholl beendeten ihre Karriere, und erst spät oder nie ersetzt. Es folgte die Horror-Saison unter Klinsmann.

Zur neuen Saison, 2009/2010, kam der proklamierte Tulpengeneral van Gaal und es flossen wieder knapp 75 Millionen Euro für neue. Diesmal für Spieler wie Gomez, Robben und Tymoshchuk. Spieler die man, bei Tymo sicherlich mit Abstrichen, als Toptransfers kategorisieren kann. Auch nicht zu verkennen ist, wie man Spieler wie Badstuber und Müller einbaute und diese nur ein Jahr später bei der WM glänzten. Dies verdient höchsten Respekt, aber auch hier zeigt sich wieder die teils verfehlte Personalpolitik: Als Abgänge verzeichnete man einen gescheiterten Podolski, einen Baumjohann (erst vor der Saison verpflichtet), Borowski, Sosa, und Edson Braafheid, dieser war ebenfalls erst vor der Saison gekommen. Auch ein Daniel Pranjic kann getrost als Fehleinkauf abgestempelt werden. Er erwies sich nicht als die gehoffte Lösung auf der Linksverteidigerposition. 

Auch hier zeigte die Saison darauf, 2010/2011, dass bei den Bayern nach einem stürmischen Sommer mit hohen Investitionen, ein lauer Sommer kommt. Nur ein Spieler wurde verpflichtet, Luiz Gustavo in der Winterpause, dazu kamen das Talent David Alaba hoch (und wurde dann verliehen) und Toni Kroos kehrte nach seiner Leihe zurück. Außerdem entledigte man sich den Fehlverpflichtungen Sosa und Braafheid. Die Ära van Gaal weilte nicht bis zum Saisonende und nach der Saison kam dann mit Jupp Heynckes eine neue Lösung. Neue Lösungen bedeuten natürlich auch neue Ideen, welche oft gleich sind mit Transferaktivitäten und so ging es wieder los. Die vielen Trainerwechsel sind also auch ein Grund für die holprige Einkaufspolitik.

Diesmal wurden "nur" 45 Millionen investiert. Die Bayern waren in der Vorsaison ins Champions League Finale eingezogen und das berüchtigte Festgeldkonto wurde ebenfalls wieder geöffnet. Die Suche nach Stabilität in der Defensive ergab drei Köningstransfers: Neuer, Boateng und Rafinha. Dazu kam der Sturmbackup Nils Petersen, der die Einkaufspolitik der Bayern gut beschreibt: Geringes finanzielles Risiko, also kaufen und wenn es nicht klappt eben wieder verkaufen. Nicht umsonst steht Petersen wieder vor dem Absprung. Auf der Abgabenseite war die große Nummer sicherlich der Abgang von Miro Klose, jedoch ist es auch bemerkbar, wie die Bayern in den letzten Jahren gutes Geld mit dem Verkauf von eigenen Talenten gemacht haben. Stichwort Hummels, Niedermeier und Ekici, auch wenn man Hummels jetzt wohl nachweint.

Nun also die kommende Saison. Hier befindet man sich noch in der Findungsphase und viele Transfer werden traditionell erst nach den Schlussrunden getätigt. Das die Bayern also noch nicht fertig sind kann man wohl so unterschreiben. Die von mir oft kritisierte Breite im Kader wird nun mit den Verpflichtungen von Pizarro, Shaqiri und Dante aufgefangen. Dazu kommt Emre Can hoch, ein Spieler von dem ich äußert viel halte, auch wenn er wohl kaum eingesetzt werden wird. Im Gegensatz trennt man sich von den Fehlgriffen Breno und Pranjic, die den Verein beide ablösefrei verlassen werden. Das waren mal eben knapp 20 Millionen und ich behaupte für nichts. Auch bricht der FC Bayern damit mit der "Regel" das man eine Saison ordentlich investiert und die nächste Saison ruhiger wird. Da die Dortmunder momentan die Nase vorne haben wird auch diese Saison kräftigt investiert-eine direkte Konsequenz der verfehlten Einkaufspolitik.

Ein kleines Fazit

Dieser chronologische Durchgang der Einkaufspolitik der letzten 6 Jahre zeigt einiges auf. Eine Zahl sagt einiges aus: 156 Millionen, Minus 156 Millionen. Das ist die Summe, die der FC Bayern in den letzten 6 Jahren (Spielerverkäufe eingerechnet) investiert hat. Natürlich muss man hier auch die enormen Einnahmen der Münchener bedenken, aber dies ist nicht der springende Punkt. Auch die Jugendabteilung der Bayern wird, sicherlich zu recht, oft kritisiert, hat aber in den letzten Jahren auch Spieler wie Kroos, Badstuber, Müller, Alaba und Contento entwickelt. Nicht zu vergessen ein Spieler wie Mats Hummels.

Man muss jedoch auch die andere Seite der Medaille betrachten. Bayern hat die finanziellen Möglichkeiten Fehlverpflichtungen zu verkraften, aber mit der Einkaufspolitik der letzten sechs kann und darf man nicht zufrieden sein. Hier muss man nur Namen wie Breno, Sosa und Braafheid nennen. Bayern wird also wieder die Geldbörse auspacken, aber Geld alleine löst Probleme im Fußball eben nicht. Es ist bezeichnend, dass man auch zur neuen Saison wieder auf einer Position sucht, wo man schon letztes Jahr gesucht hat: Der Innenverteidigung. 

Wären wir in der Schule würde man die Bayern in die nächste Klasse versetzen, aber mehr als ein "ausreichend" wäre hier nicht zu erwarten. Kann das der Anspruch des deutschen Rekordmeisters sein?

Die "Top"-Elf der letzten sechs Jahre


Neuer


Boateng Dante Badstuber Alaba


Kroos 


Robben  Müller Ribery


Gomez Toni


Bank: Contento, (Tymoshchuk), Gustavo, Ze Roberto, (Olic), Pizarro


Spieler in Klammern gehören in die Kategorie "neutral."


Die "Flop"-Elf der letzten sechs Jahre

Kraft

Rafinha Breno Braafheid

Karimi Borowski

Sosa  Dos Santos  Jansen

Schlaudraff Podolski

Bank: Rensing, Lell, Baumjohann, (Petersen)


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