Samstag, 16. Juni 2012

Buchempfehlung: "Richer than God"

Meine Nachttisch Lektüre zur Zeit ist David Conns Buch über die Entwicklung von Manchester City, die sowohl eine lebhafte Erzählung der englischen Gesellschaftsverhältnisse als auch eine Schilderung der Entwicklung  des englischen Fußballs ist.






Die Stärke des Buches ist es mehrere Geschichten gleichzeitig zu erzählen. So beginnt Conn mit einem Blick zurück in seine eigene Kindheit, in der er als Fan der Citizens aufwächst und eine tiefe Liebe zu Manchester City entwickelt. Doch diese Gefühle verändern sich im Laufe der Jahre schlagartig, sodass er vom Supporter zum Kritiker wird. Detailliert beschreibt er hier die Entwicklung Citys, eines Teams, dass in den 70er Jahren sechs Jahre in Folge vor dem Lokalrivalen Manchester United landet und zu den besten des Landes gehörte, dann aufgrund von finanziellem Missmanagement jedoch in die sportliche Bedeutungslosigkeit abrutscht. Hier räumt Conn auch mit einem der gängigstem Vorurteile gegenüber City auf, nämlich dass der Klub keine Tradition besitzt ist und nie mehr als ein mittelmäßiger Großstadtklub war.

Ein weiterer Aspekt des Buches ist der Blick zurück. Conn beschreibt ausführlich wie viel Fußball dem "kleinen Mann" in den 1970-1980gern bedeutete und welche Implikationen das Hooligan-Problem für sein Fan-Dasein hatte. Alleine ein Blick auf die Ticketpreise zu diesen Zeiten lässt einen ganz nostalgisch werden, während man sich grämt, wenn man davon liest wie Fanbereiche erschreckende Ähnlichkeit mit einer Gefängniszelle hatten und diese teils mitschuldig an Katastrophen in englischen Stadien waren. 

Dies mixt Conn äußerst gelungen mit gesellschaftlichen Strömungen im Königreich, gerade die Ära der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher (1979-1990) wird gut dargestellt. Das Buch richtet sich deswegen auch nicht nur an Fußballfans, sondern an jeden, der sich für die Geschichte des Vereinigten Königsreichs interessieren.

Obwohl Conn dem linken politischen Flügel angehört, was bei einem Guarrdian Author auch nicht weiter verwunderlich ist, gelingt es ihm größtenteils ausgewogen zu berichten. Wer allerdings erwartet, dass er versucht das Projekt Manchester City oder die Ära der Konservativen Partei unter Thatcher zu verteidigen, der wird hier "enttäuscht" sein. Genau wie der jahrelange City Fan Conn im Laufe des Buches mehr und mehr realisiert, dass Fußball jetzt Business ist wird es auch den Lesern so ergehen. 

Manchester City ist natürlich auch eine Möglichkeit für die Vereinigten Arabischen Emirate seine Reputation auf dem globalen Markt zu stärken, und auf der anderen Seite natürlich auch sowohl ein Investment als auch eine Marketingstrategie, welches auch sehr deutlich aus den Gesprächen mit Manchester Citys chairman Khaldoon al-Mubarak hervorgeht. Somit beschreibt das Buch auch etwas indem wir uns alle wieder erkennen; nämlich was der sogenannte "Moderne Fußball" für uns Fans bedeutet.

Dieser Satz sagt alles

"It never occurred to me that Manchester City was a company, that somebody could own it. If I`d thought about it, I`d have said I believed it was a club, like it always said it was, and so it belonged to us all."

Fazit

"Richer than God" ist ein Muss für jeden Fan und Kritiker von Manchester City, genau wie jeder Sympathisant des englischen Fußballs und des Vereinigten Königreichs seine Freude an diesem Buch haben wird. Kindheitserinnerung, Gesellschaftskritik und Fußball alles in einem Buch, dass gleichzeitig das bis Dato beste Werk ist, wenn man die seriös über den Aufstieg von Manchester City diskutieren will.

Rudelbildung Bewertung

10/10

Das Buch kann online via Amazon.de erworben werden. Kaufpreis je nach Ausgabe 16,99-22,99€.



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