In den nächsten Wochen präsentieren wir immer Samstags ein Interview mit einer Person, einem Blog, oder für uns interessante Personen, die wir euch gerne etwas näher bringen würden. Den Anfang macht der Taktikblog Spielverlagerung.de, der beste deutsche Taktikblog im Netz. Hierfür haben wir Author TE interviewt.
Rudelbildung: Fangen wir an mit der klassischen Frage - wie
seid ihr auf die Idee gekommen, Spielverlagerung.de zu gründen?
Spielverlagerung: Wir haben alle vorher bereits über das Thema Taktik
gebloggt, jeder mit einem eigenen Hintergrund. Im Sommer 2011 haben wir uns
dann hingesetzt und uns gesagt, dass es doch mehr Sinn macht, eine einzige und
nicht zig verschiedene Seiten zu betreiben. So entstand Spielverlagerung.
Rudelbildung: Wie zeitintensiv ist so ein Projekt für euch?
Sicherlich macht ihr es ja nicht Hauptberuflich?
Spielverlagerung: Nein, das ist ein sehr zeitintensives Hobby. Eine normale
Analyse kostet 3 Stunden inklusive des Schauens des Spiels, eine tiefergehende
Analyse frisst schon einmal den ganzen Nachmittag. Wobei jeder Autor bestimmen
darf, wie viel er schreiben will – wenn jemand privat viel um die Ohren hat,
schreibt er halt weniger für Spielverlagerung. Es ist ein Hobby und
dementsprechend gehen wir das auch an.
Rudelbildung: Wie analysiert man am besten ein Spiel, welche
Hilfsmittel benutzt ihr, worauf muss man achten etc.?
Spielverlagerung: Das wichtigste Hilfsmittel sind die Augen – nur wer ein
Spiel mit voller Konzentration schaut, kann auch die taktischen Details
erkennen. Darüber hinaus hat jeder Autor seine eigene Arbeitsweise. Ich sitze
beispielsweise ganz altmodisch mit Stift und Papier vor dem Fernseher und ziehe
mir nach dem Spiel die Statistiken rein. Einer meiner Kollegen hat immer die
Taktiktafel auf dem Schoß, um die Spieler einzuzeichnen, ein anderer schaut
manche Spiele sogar in halber Geschwindigkeit, um alle Details mitzubekommen.
Rudelbildung: Welche taktischen Kniffe sind momentan sehr im
Trend und welche im Kommen?
Das ist nicht immer ganz einfach zu sagen. Man kann auf
verschiedenste Arten erfolgreich zu sein. So scheinen Teams aktuell gut zu
fahren, wenn sie ein schnelles, vertikales Kombinationsspiel ausgelegt auf
Konter beherrschen – Gladbach ist da das beste Beispiel. Dem stehen
international natürlich die langen Ballstaffetten des FC Barcelona entgegen,
die erfolgreicher als andere Teams sind. Aber grundsätzlich würde ich sagen,
dass kleinste Details immer wichtiger werden. Viele Spiele werden durch kleine
taktische Variationen auf einzelnen Positionen entschieden.
Rudelbildung: Habt ihr ein System oder eine Mannschaft, die
ihr favorisiert?
Spielverlagerung: Der FC Barcelona ist natürlich ein Traum für jeden
Taktikblogger. Bei Guardiolas Truppe kann man in jedem Spiel was dazulernen.
Ansonsten hat auch hier wieder jeder Autor seine Präferenzen. Ich finde es gut,
wenn kleine Teams mit defensiven Kniffen scheinbar übermächtige Gegner
neutralisieren.
Rudelbildung: Wir sind ja großer Fan von Swansea City. Was
sagt ihr zu Swansea, wie gefallen sie euch und was macht sie so speziell?
Spielverlagerung: Swansea ist der Beweis, dass sich cleverer Ballbesitzfußball
und geringe Mittel nicht ausschließen müssen. Durch den klugen Spielaufbau aus
der Abwehr, wo sie sich teilweise sehr weit in die eigene Hälfte fallen lassen,
kontrollieren sie das Spiel. Wenn der Gegner pressen will, muss er weit in die
gegnerische Hälfte vordringen und eine große Streckung eingehen, wodurch
wiederum Lücken zwischen den Mannschaftsteilen entstehen. Zudem sind die
Laufwege nahezu in Perfektion aufeinander abgestimmt. Da macht das Zusehen
schon Spaß. Wobei wir in Deutschland ja auch einen Underdog haben, der stets
ungewöhnlich hohe Ballbesitzwerte aufweist und attraktiv spielt – den SC
Freiburg! Anders als Swansea werden sie aber kaum wahrgenommen.
Rudelbildung: Könnt ihr kurz und sehr versimpelt die
Unterschiede zwischen den großen Ligen (England, Deutschland, Spanien und
Italien) aufzeichnen?
Spielverlagerung: Die Unterschiede zwischen den Ligen werden immer kleiner.
Viele Stereotypen treffen auch gar nicht mehr zu – die „Konterliga Premiere
League“ beispielsweise hatte von allen vier großen Ligen die wenigsten
Kontertore in den letzten Jahren, Spanien ist da stark im Kommen. Auch in der
„Defensivliga Serie A“ fallen mittlerweile fast so viele Tore wie in der
Bundesliga. Es kommt immer auf die einzelnen Teams an, und da gibt es in jeder
Liga zig Teams mit verschiedenen Spielphilosophien.
Rudelbildung: Zuletzt, was war eure Reaktion, als ihr
gesehen habt, dass ihr für den Grimme-Preis vorgeschlagen wurdet?
Spielverlagerung: Ach, da konnte ja jeder eine Seite vorschlagen, wie er
lustig war. Wir freuen uns, dass einer unserer Leser unsere Seite eingereicht
hat – andererseits sind aber auch so tolle Seiten wie kfzvergleich.de
vertreten. Und als grimmewürdig sehen wir uns auch nicht an, da gibt es
gesellschaftlich wichtigere Angebote als Taktikanalysen.
www.spielverlagerung.de
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